Konstruktiv durch die Krise?

Datum
18. November 2021
Autor*in
Hannah Jäger
Redaktion
politikorange
Themen
#YouMeCon21 #Medien
Die Kostenlos-Mentalität konstruktiv bekämpfen. Foto: unsplash / Mika Baumeister

Die Kostenlos-Mentalität konstruktiv bekämpfen. Foto: unsplash / Mika Baumeister

[vc_row][vc_column][vc_column_text]Der Jour­na­lismus steckt in der Finan­zie­rungs­krise. Auch, weil die zukünf­tige Gene­ra­tion, also wir, kaum für jour­na­lis­ti­sche Inhalte bezahlt. Auf der Youth Media Conven­tion fragten wir: Kann der Konstruk­tive Jour­na­lismus die Zahlungs­be­reit­schaft junger Menschen stei­gern? [/vc_column_text][us_separator size=„small“][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][us_image image=„24275“ meta=„1“][us_separator size=„small“][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_column_text css=“%7B%22default%22%3A%7B%22text-align%22%3A%22left%22%7D%7D“]Pause auf der Youth Media Conven­tion (YouMeCon) in Berlin. Gespräche füllen die Eingangs­halle, aber auch Nach­richten-Apps werden geöffnet. Push-up-Meldungen über die aktu­ellen Corona-Verän­de­rungen fliegen durch den virtu­ellen Raum. Zur gedruckten Zeitung greift unter den jungen Medi­en­schaf­fenden hier kaum jemand. Die Corona-Krise zeigt, dass Leser*innen gerade in Krisen­zeiten ein verläss­li­ches Infor­ma­ti­ons­an­gebot suchen und mehr auf jour­na­lis­ti­sche Ange­bote zurück­greifen – aber bezahlen wollen die wenigsten dafür. Die Kostenlos-Menta­lität hält beson­ders unter jungen Menschen an. Leif Kramp, promo­vierter Medi­en­kul­tur­wis­sen­schaftler und Jour­na­lis­mus­for­scher, spricht von einer News Fatigue“, die damit einher­gehen, dass gerade junge Menschen sehr unzu­frieden mit dem Nega­tiv­fokus von klas­si­schen Medien seien. Bad News seien für die meisten Medien immer noch Good News, da sie für mehr Klicks sorgen – und damit letzt­lich Geld einspielen. Corona-Zahlen in Bayern explo­dieren: Rasant stei­gende Todes­zahlen (zum Artikel). Folgen des Klima­wan­dels: Armen Ländern droht Wirt­schafts­ein­bruch (zum Artikel). Totschlag in der Psycha­trie (zum Artikel). Einmal gelesen, können wir Nega­tiv­schlag­zeilen nur schwer von der inneren Fest­platte löschen. Dem möchte der Konstruk­tive Jour­na­lismus entge­gen­wirken. Er stellt die Frage: Was nun?“. Das Cons­truc­tive Insti­tute in Aarhus erklärt, dass dieser Jour­na­lismus Probleme und Lösungen aufzeigt. So zeigt er eine posi­tive und lösungs­ori­en­tierte Zukunft auf. Ein promi­nentes Medi­en­bei­spiel, welches sich 2016 dem Konstruk­tiven Jour­na­lismus verschrieben hat, ist perspec­tive daily. Es gibt aber auch Medien, die den aus Däne­mark stam­menden jour­na­lis­ti­schen Ansatz falsch verstehen und einen Friede, Freude, Eierkuchen‘-Journalismus produ­zieren“, fügt Kramp hinzu.[/vc_column_text][us_separator size=„small“][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column width=„1/2“][us_image image=„24281“ meta=„1“][us_separator size=„small“][/vc_column][vc_column width=„1/2“][vc_column_text]

Jour­na­lismus mit den Leser*innen: das Mitglied­schafts­mo­dell

Im Rahmen eines Panels disku­tieren Joanna Kopacka, Jona­than Widder und Pauline Till­mann auf der YouMeCon über die Frage, wer den unab­hän­gigen Konstruk­tiven Jour­na­lismus finan­zieren soll. Alle sind sich einig, dass mehrere Einnah­me­quellen für konstruk­tive Nischen­an­ge­bote unab­dingbar sind. Gut eigne sich das Mitglied­schafts­mo­dell:

Hierbei handelt es sich um einen Jour­na­lismus mit den Leser*innen – die diesen alleinig finan­zieren. Dabei werden die Leser*innen mehr einbe­zogen, sie erhalten Einblick hinter die jour­na­lis­ti­schen Kulissen.[/vc_column_text][us_separator size=„small“][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column width=„1/2“][vc_column_text css=“%7B%22default%22%3A%7B%22text-align%22%3A%22left%22%7D%7D“]Aber gerade Kopacka weiß, wie viel Arbeit hinter dem Mitglied­schafts­mo­dell steht und dass es ein Team braucht, um die Mitglieder wirk­lich zu betreuen und einzu­binden. Neben den unter­schied­li­chen Finan­zie­rungs­mo­dellen geht es um einen inhalt­lich anderen Ansatz. Doch lässt sich die Zahlungs­be­reit­schaft durch konstruk­tive Inhalte bei jungen Menschen stei­gern? Widder, Kopacka und Till­mann nicken einstimmig. Lösungen erhöhen die Zahlungs­be­reit­schaft“, fasst Widder zusammen.

Auch Kramp berichtet, dass Nachrichtenvermeider*innen durch Konstruk­tiven Jour­na­lismus abge­holt werden können. Die Corona-Krise habe das gezeigt.[/vc_column_text][/vc_column][vc_column width=„1/2“][us_image image=„24279“ meta=„1“][us_separator size=„small“][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_column_text]Aber neben einem lösungs­ori­en­tierten Ansatz, wie ihn Die ZEIT etwa mit dem Format GREEN verfolgt, gebe es einen weiteren wich­tigen Aspekt, der die Zahlungs­be­reit­schaft erhöhen könnte. Die meisten Jugend­me­dien wie bento oder ze​.tt sind geschei­tert oder bestehen nicht mehr als eigenes Medium“, erklärt Kramp. In der Medi­en­be­richt­erstat­tung fehle oft die Perspek­tive von jungen Menschen. Gleich­zeitig dürfe man sich nicht zu sehr auf neue konstruk­tive Ange­bote versteifen. So sei es laut Kramp die Aufgabe von Jour­na­lismus allge­mein, ganz­heit­lich zu infor­mieren, in den Dialog mit dem Publikum zu treten und deren Lebens­welten alters­un­ab­hängig abzubilden.[/vc_column_text][us_separator size=„small“][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column width=„1/2“][vc_column_text]

Konstruktiv gründen und ein Spotify für Jour­na­lismus

Auch deshalb sei es gut, wenn junge Menschen den Mut hätten, eigene Medien mit einem konstruk­tiven Ansatz zu gründen. Dafür benö­tigt es aller­dings Finanz­ka­pital, das jungen Menschen meist fehlt. Im Durch­schnitt schei­tern Grün­dungen zu 80 Prozent bereits nach drei Jahren. Till­mann merkt an, dass es an einer zentralen Bera­tungs­stelle für Medi­en­grün­dungen fehle. So stehen gerade junge Menschen vor vielen – nicht nur finan­zi­ellen – Hürden, was das Gründen angeht.

Aufmerk­sam­keit ist auf dem digi­talen Markt umkämpft. Leser*innen wünschen sich einen einfa­chen Aufnah­me­pro­zess ohne Log-in.[/vc_column_text][/vc_column][vc_column width=„1/2“][us_image image=„24280“ meta=„1“][us_separator size=„small“][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_column_text]Es wird immer wieder über ein Spotify für Jour­na­lismus” gespro­chen – eine Platt­form, bei der eine monat­liche Flat­rate für jour­na­lis­ti­sche Inhalte von verschie­denen Anbieter*innen gekauft wird. Aber wie realis­tisch ist das aus finan­zi­eller Sicht für Medienanbieter*innen? Till­mann äußert sich begeis­tert über die Vorstel­lung, mehrere konstruk­tive Nischen­an­ge­bote könnten sich zusam­men­schließen. Nach dem Motto Gemeinsam sind wir stark‘ könnten insge­samt viel mehr Menschen erreicht werden. Und die, die es nicht kapieren, werden aussterben“, fasst sie nüch­tern zusammen.[/vc_column_text][us_separator size=„small“][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_column_text]

Der zerteilte Kuchen und die Zukunft des Konstruk­tiven Jour­na­lismus

Ganz anders sieht das Kramp. Ein Kuchen­krümel ist zu klein zum Teilen“, führt er an. Die Abopreise seien meist zu gering, sodass sich eine Vertei­lung unter den einzelnen Medienanbieter*innen kaum lohne.

Kramp erzählt, dass der Trend anhalte. Es gebe Zukunfts­pläne um ein Cons­truc­tive Insti­tute in Bonn, welches eine zentrale Anlauf­stelle in Deutsch­land wäre. Gleich­zeitig bieten immer mehr etablierte Medien wie das ZDF mit Plan B konstruk­tive Inhalte an und neue Medienanbieter*innen werden gegründet. Wie steht es nun um den Konstruk­tiven Jour­na­lismus? Inwie­weit dieser die Finan­zie­rungs­krise lösen kann, ist aktuell noch nicht beant­wortbar. Es brauche Inno­va­tion, Leiden­schaft, und Mut zum Schei­tern, und vor allem das Verständnis der Redak­tion als Versuchs­küche, wie Kramp es fasst, um die Krise zu bewäl­tigen. Pläne halten nur bedingt der Wirk­lich­keit stand“, schmun­zelt Widder und möchte jungen Journalist*innen Mut machen. Kopacka ergänzt: The sky is the limit.“

Der Smart­phon­screen wird dunkel, die App geschlossen. Die jungen Medi­en­ma­chenden scrollen sich durch Pausen­ge­spräche. Häufiges Thema ist die Angst vor der jour­na­lis­ti­schen Zukunft und unbe­zahlten Prak­tika. Bisher wird eher wenig über Konstruk­tiven Jour­na­lismus gespro­chen und ob dieser dem eigenen Nach­rich­ten­konsum helfen könnte – ebenso wie der gesamten Medienbranche.[/vc_column_text][us_separator size=„small“ show_line=„1“ thick=„4“ color=„primary“][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_column_text]

Jona­than Widder: Gründer von Squirrel News

Jona­than Widder grün­dete 2019 den Kura­ti­ons­dienst Squirrel News. Anstatt Nüsse wie der Namens­geber, das Eich­hörn­chen, sammelt er konstruk­tives Medi­en­futter. Das vier­zehn­köp­fige ehren­amt­liche Team sortiert händisch konstruk­tive Medi­en­bei­träge. Bisher finan­ziert sich Squirrel News rein über Spenden. Neben der App soll es künftig auch selbst geschrie­bene Beiträge geben – am besten in mehreren Spra­chen. Und natür­lich die Möglich­keit, die Mitar­bei­tenden zu bezahlen.

[/vc_column_text][us_separator size=„small“][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_column_text]

Joanna Kopacka: Commu­nity Enga­ge­ment Mana­gerin bei Inves­ti­gate Europe

Inves­ti­gate Europe ist ein paneu­ro­päi­sches inves­ti­ga­tives Medium von Journalist*innen aus neun verschie­denen Ländern. Das Ziel ist es, die euro­päi­sche Perspek­tive in einzelnen Themen­fel­dern abzu­bilden. Das Magazin finan­ziert sich neben Stif­tungen, Spenden, und Phil­an­tropen auch über Medi­en­partner in den jewei­ligen Ländern.

[/vc_column_text][us_separator size=„small“][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_column_text]

Pauline Till­mann: Grün­derin und Chef­re­dak­teurin von Deine Korre­spon­dentin

Deine Korre­spon­dentin ist ein Online-Magazin, welches Frauen sichtbar machen möchte und diese porträ­tiert. Die Finan­zie­rung erfolgt über die Platt­form Steady, über Spenden und Koope­ra­tionen mit Zeitungen. Neu hinzu­kommen als Finan­zie­rungs­form soll das Spon­so­ring. Gerade probiert Deine Korre­spon­dentin eine Form des Micro­pay­ment-Systems aus, bei dem Leser*innen, denen ein Artikel gefällt, eine kleine Spende, die sich Buy me a coffee‘ nennt, direkt über­weisen können.

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