Jugend – was ist das?

Datum
30. September 2017
Autor*in
Vincent Kretschmer
Redaktion
politikorange
Thema
#JuKo17
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Pöbelnd und Bier trin­kend am Stra­ßen­rand – das ist ein Jugend­bild, das immer noch sehr verbreitet ist. Zum Thema Jugend­bilder hat sich eine Arbeits­gruppe auf der Jugend­kon­fe­renz einge­funden, um darüber zu disku­tieren und Verbes­se­rungs­vor­schläge zu erar­beiten.

Wer Jugend­liche eigent­lich sind, lässt sich scheinbar einfach heraus­finden. Die Bundes­re­gie­rung sagt, dass alle Menschen zwischen 12 und 27 Jahren Jugend­liche seien.

Die Frage nach den Bildern von Gesell­schafts­gruppen ist wichtig, da diese nicht nur die Basis für den gesell­schaft­li­chen Umgang bilden, sondern auch beein­flussen wie für sie Politik gemacht wird. Genau deswegen ist es wichtig, sich mit dem Bild ausein­an­der­zu­setzen, das die Gesell­schaft von den Jugend­li­chen hat.

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Die Jugendlichen bekommen ihre Rollen zugeteilt. Foto: Milan Bath

An das Thema wurde zunächst spie­le­risch heran­ge­gangen. Die Teil­neh­menden schlüpften in die Rollen einer fiktiven Klein­stadt in Deutsch­land. Das Rollen­spek­trum reichte von Posi­tionen in der Kommu­nal­po­litik über einen mittel­stän­di­schen Unter­nehmer bis hin zu Jugend­li­chen verschie­denster Art, vom poli­tisch Enga­gierten bis zu einer ambi­tio­nierten Fußball­spie­lerin. Beson­ders heraus­for­dernd war es für die Teil­neh­menden, die gegen eine aktive Jugend­po­litik argu­men­tieren mussten, ihrer Rolle gerecht zu werden. Gerade hier wurde deut­lich, wie viele unter­schied­liche Inter­essen hinter jugend­po­li­ti­schen Themen stecken. So diffe­ren­ziert sich das, was die Jugend­li­chen errei­chen wollen, nicht nur sehr nach Inter­es­sens­ge­biet, sondern auch von den Inter­essen der Erwach­senen, die eine große Rolle spielen. Hinzu kommt noch, dass die Entschei­dungs­träger und ‑träge­rinnen zumeist eine andere Posi­tion als die der Jugend­li­chen vertreten, und dementspre­chend diese auch nur bei beid­sei­tigem Vorteil hinrei­chend vertreten werden. Klar wurde, dass es doch sehr schwierig ist, all diese Einzel­in­ter­essen auf einen gemein­samen Nenner zu bringen und umzu­setzen.

Indi­vi­dua­lität kontra Pauscha­li­sie­rung

Jana Schröder, Refe­rentin im Referat Eigen­stän­dige Jugend­po­litik des Bundes­ju­gend­mi­nis­te­riums, betonte, dass sich auch die Regie­rung mit Problemen zum Thema Jugend­bilder konfron­tiert sieht. Wie solle das Minis­te­rium eine Politik für Jugend­liche machen, wenn die Jugend­li­chen doch keine homo­gene Gruppe seien? Dementspre­chend sei es auch unmög­lich, eine Politik für die Jugend­li­chen“ zu machen. Sie sprach sich dafür aus, dass man nicht mehr von den Jugend­li­chen“ als einer pauscha­li­sierten Gruppe spre­chen sollte, sondern viel­mehr, das der Fokus auf die indi­vi­du­ellen Inter­essen gelegt werden sollte.

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Die Teilnehmenden diskutieren angeregt über den Einfluss der Medien auf die Jugendbilder. Foto: Milan Bath

Natür­lich spielen auch die Medien eine bedeu­tende Rolle bei den Bildern, welche die Gesell­schaft von den Jugend­li­chen hat. Die Teil­neh­menden der AG monierten alle, dass die Medien ein teil­weise sehr undif­fe­ren­ziertes Bild von Jugend­li­chen zeichnen. Die Jagd nach Skan­dalen oder Erfolgen würde ein nicht realis­ti­sches Bild von Jugend­li­chen kreieren. Die Jugend­li­chen forderten, dass in den Medien die Viel­falt an Jugend und deren Kulturen darge­stellt werden müsse. Doch mit dieser Kritik wurde nicht nur die Jugend­be­richt­erstat­tung der Medien kriti­siert. Es ging ihnen auch um einen Groß­teil des Systems Medien, das Nach­richten natür­lich auch basie­rend auf Rele­vanz­kri­te­rien veröf­fent­licht, wodurch häufig die nega­tiven Aspekte in Form eines Skan­dals betont werden.

Jugend­quote im Parla­ment

Dieses Problem exis­tiert jedoch nicht nur in den Medien. Für jeden ist es einfa­cher, Menschen in Kate­go­rien einzu­teilen, von denen man eine klare Vorstel­lung hat. Und obwohl Jugend­liche eine große Gruppe darstellen, sind sie aus gesamt­ge­sell­schaft­li­cher Perspek­tive eine Minder­heit, welche man in ihrer gesamten Varietät kaum über­schauen kann. Die Arbeits­gruppe fand dafür klare Worte: Jugend­bilder sind einfach Blöd­sinn“, stellte ein Teil­nehmer fest, man solle viel­mehr das Schub­la­den­denken auflösen“.

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Die AG präsentiert ihre Ergebnisse und Forderungen. Foto: Milan Bath

Daraus hervor­ge­hend entstanden die Abschluss­for­de­rungen der AG, die sie am Sonntag dem Bundes­jun­gen­d­mi­nis­te­rium und weiteren Gästen vorstellen werden. Nach langen Diskus­sionen ergab sich die Forde­rung nach einer Jugend­quote in den Parla­menten, also einer gewissen Anzahl von Abge­ord­neten, die zwischen 18 und 27 Jahren alt und damit noch jugend­lich sind. Weiter forderten sie mehr Jugend­liche in den Entschei­dungs­gre­mien der Medien, eine stär­kere Zusam­men­ar­beit zwischen jung und alt, sowie Schu­lungen für Erwach­sene von Jugend­li­chen zum Umgang mit Jugend­li­chen. Auf Basis dieser Forde­rung sowie denen aller anderen Arbeits­gruppen der Konfe­renz wird von der Koor­di­nie­rungs­stelle ein neues Stra­te­gie­pa­pier entwi­ckelt.


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