Jour­na­list: der schönste Beruf der Welt!

Datum
28. September 2016
Autor*in
Tobi Bayer
Redaktion
politikorange
Thema
#Zeitungskongress 2016
InterviewDoepfner_Startseite

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Jonas Walzberg

Mit dem neuen Präsi­denten des BDZV, Herrn Dr. Mathias Döpfner, spra­chen wir zum Abschluss des dies­jäh­rigen BDZV-Kongresses. Während des Live-Inter­views auf der Bühne befragten wir Ihn zu seiner Tätig­keit als BDZV-Präsi­dent, den Vorwürfen der Lügen­presse und zu Finan­zie­rungs­mög­lich­keiten im Online-Jour­na­lismus. Ganz am Ende hat er uns noch einen wert­vollen Tipp mit auf den Weg gegeben. Hier das Ganze noch ein Mal zum Nach­lesen. 

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Nach vielen Jahren gibt es nun ein neues Gesicht des BDZV, Dr. Mathias Döpfner. Auf dem BDZV-Zeitungskongress 2016 steht er der medialen Welt Frage und Antwort. Foto: Jonas Walzberg

Herr Dr. Döpfner, sind Sie zufrieden mit Ihrem ersten Zeitungs­kon­gress als BDZV-Präsi­dent? Das ist eine schwie­rige Frage, weil ich nie im Leben zufrieden bin. Das zwingt mich dazu unzu­frieden zu sein. Doch ich bin froh und glück­lich, wenn etwas gelingt und ich denke es war ein sehr gelun­gener Kongress. Seit zwei Monaten sind Sie nun Präsi­dent des BDZV. Was hat Sie dazu bewogen diese Aufgabe anzu­nehmen?  Ich möchte, dass Jour­na­lismus wichtig in unserer Gesell­schaft ist und ein gutes Geschäft bleibt. Ein Geschäfts­mo­dell in der digi­talen Welt zu haben, dafür möchte ich mit aller Kraft kämpfen. Sich in den wesent­li­chen Fragen zu einigen, in der Geschlos­sen­heit mit den meisten Verle­gern in Deutsch­land, ist eine tolle Chance. Das mache ich sehr gerne. Mal ehrlich, wer kann mehr vom anderen lernen, was Digi­tales angeht: EU-Kommissar Oettinger von Ihnen oder Sie von Herrn Oettinger? Das ist eine schwie­rige Frage. Ich bin begeis­tert, wie tief Oettinger in unseren Themen drin ist, das ist ein ganz großer Glücks­fall. Ich glaube, es gibt nur wenige Medi­en­po­li­tiker in Europa, die erstens genau verstanden haben worauf es ankommt und sich zwei­tens so mutig dafür einsetzen. Oettinger war derje­nige in Brüssel, der, als der Google Case abge­stimmt werden sollte, sagte, dass es so nicht geht, die Folgen für die Verlage, die Inhalt­e­indus­trie, wären vereh­rend. Dann wurde der Prozess verzö­gert und am Ende in andere Hände gegeben. Jetzt passiert unter der neuen Führung etwas voll­kommen anderes, das hätte es unter Oettinger nicht gegeben. Wir würden ohne Oettinger in einer viel schlech­teren Situa­tion sein. Jetzt setzt er sich für das euro­päi­sche Publishers Right“ ein, das ist wirk­lich für einen Poli­tiker eine Heldentat. Damit macht er sich eine Menge Feinde, doch er macht es trotzdem. Inso­fern hoffe ich, dass wir Verleger grund­sätz­lich immer noch etwas näher über die konkreten Verän­de­rungen der Digi­ta­li­sie­rung wissen, es noch etwas tiefer verstehen, aber, dass ein Poli­tiker besser weiß, wie man aus so etwas mehr­heits­fä­hige Entschei­dungen macht. Stich­wort Paid Content: In Deutsch­land lag der Wert bei Lesern und Lese­rinnen, die für Online­jour­na­lismus zahlen, zuletzt bei schwa­chen acht Prozent, in Norwegen sind es 20 Prozent. Wie schaffen wir es, dass mehr Leser und Lese­rinnen für jour­na­lis­ti­sche Produkte im Internet zahlen?  Ich finde die Zahl von acht Prozent in Deutsch­land gar nicht so schlecht. Es ist immer eine Frage der Perspek­tive. Natür­lich könnte alles schneller gehen, aber das zeigt doch, dass da etwas funk­tio­niert. Acht ist nicht nichts. Es gibt sehr viele ermu­ti­gende Beispiele. Dass es in Norwegen und Skan­di­na­vien gene­rell so hoch ist, liegt an Schib­sted“, die dort ein sehr komple­men­täres System geschaffen haben. Die gehen radi­kaler vor. Ich glaube nach wie vor, dass es eine ganz wich­tige Erlös­quelle für Jour­na­lismus bleibt. Wir müssen Ange­bote machen, die nicht den Leser über­for­dern. Es muss einfach sein. Wenn man sieht es funk­tio­niert woan­ders, dann machen es andere auch nach. Ich bin sehr opti­mis­tisch. Eine andere Finan­zie­rungs­quelle sind etwa Werbe­ein­nahmen. Aber auch die sind online noch gering. Eine neue Spielart ist Native Adver­ti­sing. Wie denken Sie über diese Werbe­form? Ich stehe dem ganz positiv gegen­über und denke, es gibt viele Miss­ver­ständ­nisse. Native Adver­ti­sing ist aus der Perspek­tive eines Menschen, der sich über Jahr­zehnte das Zeitungs­ge­schäft ange­schaut hat, über­haupt nichts Neues – früher hieß das redak­tio­nell gestal­tete Anzeige oder Verlags­ver­öf­fent­li­chung. Online ist Native Adver­ti­sing nichts anderes und da gelten genau die glei­chen Krite­rien. Wenn es zu Schleich­wer­bung wird, weil ich als Leser nicht mehr unter­scheiden kann, ob es eine redak­tio­nelle oder eine gekaufte Botschaft ist, dann hat man die Leser in die Irre geführt und das schwächt auf Dauer die Glaub­wür­dig­keit der Marke und beschä­dige lang­fristig das Geschäfts­mo­dell. Wenn man es aber sauber trennt und ausweist, dann ist das wunderbar. Man kann Native Adver­ti­sing so liebe­voll und gut machen, dass es attrak­tiver Lese­stoff ist. Ich bin dafür und glaube, dass es ein wich­tiges, wach­sendes Werbe­ge­schäft wird. Aber wir müssen es auf den ersten Blick unter­scheiden können, das ist wichtig, sonst sägen wir an dem Ast, auf dem wir sitzen. Ein Thema auf dem Kongress war auch der Vorwurf der Lügen­presse“. Was müssen Medien hier tun? Wie gehen Sie in Ihrem Haus mit dem Thema um? Selbst­kritik ist etwas ganz Wich­tiges und wenn Jour­na­listen da nicht mit beson­ders gutem Beispiel voran­gehen, dann haben sie ihren Beruf verfehlt. Wir machen Fehler, das ist völlig klar. Über diese Fehler müssen wir kritisch und selbst­kri­tisch spre­chen. Wenn wir das tun, dann sind wir ehrlich und dann kann uns, glaube ich, keiner vorwerfen, dass wir lügen. Lügen, das ist wirk­lich eine grobe Verzer­rung der Wahr­heit. Etwas, das von nicht profes­sio­nellen Jour­na­listen an nicht aufbe­rei­teten Infor­ma­ti­ons­strömen an Lügen, desori­en­tie­renden Gerüchten und Halb­wahr­heiten verbreitet wird, steht in keinen Propor­tionen zu Fehlern, die Menschen machen. Wir müssen offen darüber spre­chen, dann wird daraus glaube ich kein großes Problem. Zum Abschluss noch eine Frage, die uns persön­lich angeht. Wir begeis­tern uns für Jour­na­lismus. Was möchten Sie uns mit auf den Weg geben? Ich bin ganz sicher, dass Sie den schönsten Beruf der Welt gewählt haben. Außerdem glaube ich, dass es ganz wunder­bare Perspek­tiven gibt. Lassen Sie sich von niemandem einreden, dass es jetzt schwierig geworden ist, weil es neben den Zeitungen auf Papier auf digi­tale Vertriebs­wege gibt und dort angeb­lich alles ober­fläch­lich und schlechter Jour­na­lismus ist. Genau das Gegen­teil ist der Fall, dort gibt es viele neue Möglich­keiten für Sie mit verschie­denen Medien-Gattungen kreativ zu sein. Radio, Fern­sehen, geschrie­benes Wort. Sie können mehr in die Tiefe gehen, ausführ­li­cher sein. Nutzen sie auch den Wett­be­werb, den Social Media bietet. Ich möchte Ihnen zwar keine altvä­ter­li­chen Ratschläge geben, aber was ich schon glaube, folgen Sie Ihren Leiden­schaften. Spezia­li­sieren Sie sich, versu­chen Sie etwas beson­ders gut, beson­ders leiden­schaft­lich zu machen, dann mache ich mir über­haupt keine Gedanken.

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