Hamburg – Es ist sehr gut!?

Datum
29. Februar 2020
Autor*in
Marco Feldmann
Redaktion
politikorange
Themen
#HHWahl20 #Politik
IMG_0219

IMG_0219

Die Satire Partei DIE PARTEI holte bei der Bürger­schafts­wahl 1,4%. Doch wie würde Hamburg aussehen, wenn sie ihr Partei­pro­gramm eins zu eins umsetzen könnten? Ein Gedan­ken­ex­pe­ri­ment von poli­ti­ko­range-Redak­teur Marco Feld­mann. 

Als ich im März 2020 Hamburg verließ, ist die Partei DIE PARTEI in der Bürger­schafts­wahl gerade Über­ra­schungs­sie­gerin geworden. Katha­rina Denker wurde zur ersten weib­li­chen Ersten Bürger­meis­terin gewählt. Nun ist meine jahre­lange Welt­reise vorbei und ich kehre in die Hanse­stadt zurück. Der Hamburg-Mittel­meer­kanal ermög­licht neuer­dings eine direkte Anreise von Afrika zum neuen Hamburger Hafen auf der Insel Neuwerk. Der Kanal gilt als inter­na­tio­nales Gewässer und wurde ursprüng­lich ange­legt, um Geflüch­teten eine leich­tere Anreise ins gast­freund­liche Hamburg zu ermög­li­chen. Jetzt dient er mir als Weg zurück in die geliebte Heimat. Im neuen Hamburger Hafen auf Neuwerk verlasse ich das Schiff, doch lange Land unter den Füßen habe ich nicht. Ich ziehe mir eine Tages­karte der Hamburger Hoch­bahn und steige in die Z3, einer der vielen neuen Zeppelin-Linien, die die Stadt dem öffent­li­chen Nahver­kehr hinzu­ge­fügt hat. Über den Luftweg geht es also nun Rich­tung Hamburg-City.

Zeppe­line, Achter­bahnen und Rohr­post – Der neue ÖPNV

IMG_0233

Kein Stau und viel Spaß bietet der neue Nahverkehr. Foto: Marco Feldmann

Der Zeppelin landet mit 5 Minuten Verspä­tung an der Station Channel Tower“ in Harburg. Ich beschließe hier auszu­steigen und das Verkehrs­mittel zu wech­seln, um nach Hamburg zu kommen. Denn in Harburg startet Deutsch­lands erste Stadt­ach­ter­bahn – eine neue Initia­tive, um ÖPNV attrak­tiver zu gestalten. Auf dem Weg zur Gondel spricht mich ein Obdach­loser an. Ich halte ihm mein Smart­phone hin und über­weise ihm im Vorbei­gehen online 1€.

Manche Dinge ändern sich nie“, denke ich während ich mir den Sicher­heits­bügel anlege. Ich habe unheim­li­chen Spaß auf der darauf­fol­genden Fahrt mit Looping über die Elbe und einem Panora­ma­blick über Wilhelms­burg. An einer Stelle fuhr ich sogar unter der Elbe durch, die vor einigen Jahren an manchen Stellen erhöht und auf Brücken geleitet wurde, um Platz für Wohn­raum unter dem Fluss zu schaffen. Mir ist etwas schlecht, als die Stadt­ach­ter­bahn am Haupt­bahnhof Nord endet. Nach einem Franz­bröt­chen geht es mir aller­dings schnell besser. Moti­viert mache ich mich auf den Weg zu U‑Bahn Station. Die U6 verbindet neuer­dings als Ring­bahn den Haupt­bahnhof Nord mit dem Haupt­bahnhof Süd, sodass ich in kürzester Zeit in die U3 umsteigen kann und mich Rich­tung St. Pauli mache.

Bildung ist auch sehr wichtig!“ lese ich auf einem der typi­schen Plakate in den U‑Bahn-Scheiben.

Schla­ger­move – jeden Mittag ab 11 Uhr!

Ange­kommen auf dem Kiez wundere ich mich, wie dunkel es ist. Dann fällt mir ein, dass St. Pauli ja mitt­ler­weile ein Touris­ten­dorf mit Laien­dar­stel­lern geworden ist, in dem man täglich Jung­ge­sel­lin­nen­ab­schiede, Motor­rad­staf­feln und Schla­ger­moves anschauen kann. Dies hatte zur Folge, dass die Reeper­bahn mit einem Lärm­de­ckel über­baut wurde, der zwar die umlie­genden Wohn­ge­genden vor lauten Party­ge­räu­schen schützt, nun aber auch das Tages­licht abhält. Ich laufe einmal bis zur David­wache, dann drehe ich um. Das ist ja nicht zum Aushalten!

IMG_0217

Arbeit ist nichts tolles und sollte nicht verliehen werden. Die PARTEI schafft Leiharbeit ab. Foto: Marco Feldmann

Ich steige in den Hyper­loop. Das Rohr­post­system lohnt sich eigent­lich mehr für längere Stre­cken, aber mein Ziel – der Park alte Landungs­brü­cken“ – ist damit auch inner­halb weniger Sekunden erreicht. Bis zu 1200 km/​h kann man in den Über­schall­tun­neln errei­chen. Beein­dru­ckend. An den alten Landungs­brü­cken“ bin ich von dem Anblick über­wäl­tigt, der sich mir bietet.

AZ Elbphil­har­monie am Contai­ner­park – die alten Landungs­brü­cken

Seit der Hafen nach Neuwerk verlegt wurde, ist die Luft unheim­lich sauber geworden. In der Ferne sehe ich die Flaggen und Plakate des neuen Auto­nomen Zentrums Elbphil­har­monie. Dort, wo früher große Kräne und eine unend­liche Flut an Contai­nern stand, grünt es nun. Ein neuer Park ist hier entstanden. Ein wenig abge­grenzt davon finde ich doch noch eine Fläche mit Contai­nern. Hier bin ich richtig. Die unge­nutzte Fläche des Hafens wurde zum Teil zu einer Wohn­fläche mit Luxus-Wohn­con­tai­nern. Hier steht auch mein Bett für die erste Zeit hier in Hamburg. Nach einer etwas kompli­zierten Suche finde ich den rich­tigen Container. Ich schließe auf und lasse mich ins Bett fallen. Was für eine Reise. Viele Jahre war ich nun unter­wegs in den unge­wöhn­lichsten und inter­es­san­testen Ecken der Welt. Doch nichts hat sich so sehr verän­dert ange­fühlt wie die Hanse­stadt. Morgen werde ich die Stadt weiter erkunden in der Hoff­nung, irgendwo noch die Stadt wieder zu finden, die ich damals verlassen habe und die mal mein Zuhause war.


Empfohlene Beiträge

Werde Teil unserer Community

Entdecke spannende Geschichten, vernetze dich mit anderen jungen Journalist:innen und gestalte die Medienlandschaft von morgen mit. Melde dich jetzt an und bleibe immer auf dem neuesten Stand.

Wehrpflicht Redaktion Gruppenbild