Haben es radi­kale Grup­pie­rungen heut­zu­tage einfa­cher?

Datum
01. Juni 2015
Autor*in
Chiara Wahler
Redaktion
politikorange
Thema
#JMWS15
Weisse-Rose_Noirin-Shirley_flickr_CC-BY-NC_2-0_1

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München, Juni 1942: Ein Flug­blatt sorgt für Aufsehen. Ein Appell an das deut­sche Volk gegen Hitler und das braune Terror­re­gime. Fünf weitere Flug­blätter und deren Vertei­lung im südli­chen Deutsch­land sollen noch folgen.

Weisse-Rose_Noirin-Shirley_flickr_CC-BY-NC_2-0

DenkStätte für die "Weiße Rose" an Ludwig-Maximilians-Universität in München (Foto: Noirin Shirley, flickr.com, CC-BY-NC 2.0)

Die Idee stammt von der studen­ti­schen Wider­stands­grup­pie­rung Weiße Rose“ um Hans und Sophie Scholl sowie Alex­ander Schmo­rell. Doch es war ein gefähr­li­ches, am Ende todbrin­gendes Unter­fangen, sich als Wider­stands­or­ga­ni­sa­tion zu treffen, die Flug­blätter zu entwerfen und anschlie­ßend eigen­händig zu verteilen. Wäre es der Grup­pie­rung genauso ergangen, hätten sie die tech­ni­schen und digi­talen Möglich­keiten von heute gehabt? Wären Aufrufe über soziale Netz­werke oder Verbrei­tungen des Gedan­ken­gutes über das Internet und andere digi­tale Medien gefah­ren­loser und am Ende sogar erfolg­rei­cher gewesen?

PEGIDA – nur ein Beispiel, wie eine kleine Grup­pie­rung von Gleich­ge­sinnten sich Mithilfe der sozialen Netz­werke und Medien im heutigen Zeit­alter zu einer großen Bewe­gung, über die sogar in einigen Ländern disku­tiert wird, entwi­ckeln kann. Aus der ehema­ligen, geschlos­senen Face­book-Gruppe von Lutz Bach­mann wurde in kürzester Zeit eine ganze Bewe­gung, die von Dresden aus immer mehr Anhänger in ganz Deutsch­land fand. Ohne Face­book und andere soziale Netz­werken ist es kaum vorstellbar, dass sich kurz­fristig eine solche Bewe­gung flächen­de­ckend und unauf­haltsam ausbreitet. Es ist heut­zu­tage also möglich, schnell und unkom­pli­ziert seine eigene Meinung kund­zutun, sich zu orga­ni­sieren und damit einen großen Erfolg zu erzielen.

Terror­miliz IS nutzt soziale Netz­werke für ihre Zwecke

Ob das mit PEGIDA unbe­dingt positiv war, möge dahin­ge­stellt sein. Dennoch kann man klar nega­tive Beispiele finden, wenn Grup­pie­rungen die digi­tale Welt für ihre Ziele nutzen. Man denke nur an die Terror­miliz des Isla­mi­schen Staates (IS) und ihre Machen­schaften. Orga­ni­sa­tion und Anwer­bung von neuen Anhän­gern werden gezielt über das World Wide Web gesteuert. So findet man von Schre­ckens­vi­deos zur Macht­dar­stel­lung bis hin zu Anwer­bungen von jungen euro­päi­schen Frauen eine Menge Infor­ma­tionen zu dieser Grup­pie­rung im Internet.

Diese moderne Art von Marke­ting soll die verschie­densten Ziel- und Perso­nen­gruppen anspre­chen, die für die Ziele des IS nütz­lich sind. Es entsteht somit aus dem IS eine viel größere Gefahr, dass er seine Ziele erreicht und sein Macht­ge­biet ausdehnt, wenn IS-Anhänger die digi­tale Welt nutzen anstatt ihre Botschaft durch altmo­di­sche Flug­blätter bekannt­zu­ma­chen.

An diesem leider erschre­ckenden Erfolg kann man sehen, wie viel Einfluss Grup­pie­rungen bekommen können, wenn sie gezielt die digi­tale Welt nutzen. Es ist zu hoffen, dass weniger radi­kale Gruppen, wie eben die Weiße Rose“, auch die Macht und Einfach­heit der digi­talen Welt gezielt nutzen, um damit einen großen Beitrag zur Beibe­hal­tung der Demo­kratie und des Welt­frie­dens leisten.


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