Grüne vs. FDP: Wie die beiden Parteien die Klima­krise aufhalten möchten

Datum
16. Oktober 2023
Autor*in
Jonas Lukasch
Redaktion
politikorange
Themen
#Wahlen #LTWBY
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Bei der Bundes­tags­wahl 2021 erreichten Grüne und FDP mit je 23 Prozent die meisten Stimmen der Erstwähler*innen. In dieser Alters­gruppe ist der Kampf gegen den Klima­wandel ein beson­ders wich­tiges Thema. Welche Klima-Konzepte haben also die beiden Parteien, die junge Menschen beson­ders über­zeugen konnten?

Bei der Bundes­tags­wahl 2021 erreichten Grüne und FDP mit je 23 Prozent die meisten Stimmen der Erstwähler*innen. In dieser Alters­gruppe ist der Kampf gegen den Klima­wandel ein beson­ders wich­tiges Thema. Welche Klima-Konzepte haben also die beiden Parteien, die junge Menschen beson­ders über­zeugen konnten? Und wie stehen sie zu den kontro­vers disku­tierten Protesten der Letzten Gene­ra­tion“? Politikorange hat sich sowohl bei den Grünen als auch bei der FDP umge­hört, welche Lösungen den Wähler*innen geboten werden und auch die Kritiker*innen zu Wort kommen lassen. 

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oben: Christian Lindner beim Wahlkampfabschluss der FDP am Odeonsplatz in München. unten: Claudia Roth bei der Wahlparty der Grünen in der Muffathalle in München. Foto: Jugendpresse Deutschland e.V. / Elias Wiedemann

Wie die FDP Markt­in­stru­mente für den Klima­schutz nutzen will 

Die Freien Libe­ralen“ haben das Thema Klima­schutz schon lange nicht groß thema­ti­siert. Doch mitt­ler­weile kommt die Partei immer häufiger auf ihr Klima-Konzept zu spre­chen. Lukas Köhler, der stell­ver­tre­tende Frak­ti­ons­vor­sit­zende der FDP, erklärte Politikorange im Inter­view, die Ener­gie­wende könne am besten durch einen Ausbau von Bio- und Wind­energie gelingen.

Das zentrale Konzept der FDP, um das 1,5‑Grad-Ziel zu errei­chen, ist laut Wahl­pro­gramm und Köhler aller­dings der CO2-Zerti­fi­ka­te­handel. Das bedeutet, es gibt einen CO2-Deckel, der fest­legt, wie viele Emis­sionen insge­samt in einem bestimmten Zeit­raum ausge­stoßen werden dürfen. Alle Unter­nehmen, die Emis­sionen verbrau­chen , müssen dafür Zerti­fi­kate kaufen. Die Wirk­sam­keit des Systems soll dadurch entstehen, dass Unter­nehmen, die mehr Treib­haus­gase verbrau­chen wollen, dafür auch mehr Geld für Zerti­fi­kate ausgeben müssen. Die stän­digen Kosten für die Zerti­fi­kate wiederum sollen ein Anreiz für die Unter­nehmen sein, neue Tech­no­lo­gien zu entwi­ckeln, die den Verbrauch der Emis­sionen senken oder im Ideal­fall verhin­dern. Der Co2-Deckel senkt sich so langsam immer weiter nach unten, bis 2050 keine Tonne Co2 mehr verbraucht werden darf. Wie teuer die Zerti­fi­kate sind, das hängt von Angebot und Nach­frage jener auf dem Markt ab. Schritt­weise sollen die Zerti­fi­kate mehr kosten, und so den Druck auf die Unter­nehmen erhöhen. Ein EU-weiter Zerti­fi­ka­te­handel exis­tiert bereits seit 2005 für einige Bereiche. Die Wirkung des Zerti­fi­ka­te­han­dels wird kontro­vers disku­tiert.

Kritik am Zerti­fi­ka­te­handel von einem Klima­ak­ti­visten: Tech­no­lo­gie­of­fen­heit bedeutet Weiter so“

Kritik am Klima­schutz-System der FDP kommt von einem Unter­stützer der Letzten Gene­ra­tion“. Es brauche noch viele weitere Maßnahmen, der Emis­si­ons­handel allein sei nicht ausrei­chend zum Errei­chen der Klima­ziele, erklärte der Protestler. Die FDP würde die wirk­lich effek­tiven Klima­schutz-Maßnahmen von SPD und Grünen in der Ampel-Koali­tion aller­dings immer wieder ablehnen. Außerdem sei die typisch libe­rale Tech­no­lo­gie­of­fen­heit“ in Wahr­heit ein Synonym für ein soge­nanntes Weiter so“.

Gegen­stimme zu den Klima­kon­zepten der Libe­ralen von der Grünen Jugend: Klima­schutz passt nicht zur poli­ti­schen DNA der FDP

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v.l.n.r.: Katharina Sparrer, Eva Konen. Foto: GRÜNE JUGEND Bayern.

Eben­falls kriti­siert wird die Klima­po­litik der FDP von Katha­rina Sparrer und Eva Kohnen, den Landes­spre­che­rinnen der Grünen Jugend Bayern. Die beiden vertreten die Meinung, Klima­schutz passe nicht zur poli­ti­schen DNA“ der FDP. Dass die FDP größ­ten­teils auf tech­ni­schen Inno­va­tionen setzt, reicht für die beiden Spre­che­rinnen nicht aus, um das Pariser Klima­ab­kommen einzu­halten. Man müsse statt­dessen Konzerne durch Rege­lungen direkt dazu verpflichten, Klima­schutz zu betreiben.

Das Klima­kon­zept der Grünen: viele Einzel­maß­nahmen statt Zerti­fi­ka­te­handel 

Die Klima­schutz-Ideen der Grünen unter­scheiden sich in vielen Punkten von denen der FDP. Der Direkt­kan­didat der Grünen für den Münchner Stimm­kreis Bogen­hausen, Fabian Sauer, erläu­terte, dass der Partei beim Gelingen der Ener­gie­wende beson­ders wichtig sei, die Bürger*innen mit einzu­be­ziehen- beispiels­weise bei der Frage, wo in der Nähe ihres Wohn­ortes ein neues Windrad gebaut werden soll. Auch die Wind­an­lagen sollen den Bürger*innen gehören. Weitere geplante Maßnahmen der Grünen sind laut Sauer die Rena­tu­rie­rung von Mooren und Wäldern und eine erfolg­reiche Verkehrs­wende.

Kritik der Grünen Jugend: Grüne in der Ampel zu sehr auf Konzern­in­ter­essen fokus­siert 

Auch an der Umwelt­po­litik der Grünen üben die beiden Spre­che­rinnen der GJ Bayern, Konen und Sparrer, Kritik. Die beiden Spre­che­rinnen kriti­sieren vor allem, dass die Grünen in der Regie­rung gegen­über Profit­in­ter­essen, die sich gegen konse­quenten Klima­schutz wenden, zu wenig entschieden gegen­über auftreten. Dies sei insbe­son­dere in den Entschei­dungen rund um Lützerath zu beob­achten gewesen.

Das unter­schied­liche Verhältnis von Grünen und Grüner Jugend zur Letzten Gene­ra­tion“

Trotz ihrer deut­li­chen Pro-Klima­schutz-Haltung unter­stützen die Grünen die Proteste der Letzten Gene­ra­tion“ nicht und vertreten die Meinung, diese seien eher hinder­lich als hilf­reich. Konen und Sparrer von der Grünen Jugend Bayern sehen in der Letzten Gene­ra­tion“ eine fried­liche, nicht terro­ris­ti­sche Orga­ni­sa­tion. Aller­dings sind die beiden Spre­che­rinnen dennoch der Meinung, dass es verbin­den­dere Stra­te­gien gibt, um Menschen für den Klima­schutz zu gewinnen.

Fazit

Grüne und FDP sind zusammen in der Regie­rung, und so müssen sich die beiden Parteien momentan auch einigen, wie Deutsch­land noch verhin­dern kann, dass die Erder­wär­mung steigt. Dies ist nicht immer einfach. Klar ist aller­dings der Auftrag der Erstwähler*innen von 2021 an die beiden Parteien: Wir wollen, dass ihr handelt- auf die effek­tivste Weise, um das Pariser Klima­ab­kommen einzu­halten.

Quellen:

Erklärung/​Kritik Zerti­fi­ka­te­handel:

KÖHLER: Mit Emis­si­ons­handel können wir Klima­ziele sozi­al­ver­träg­lich errei­chen | FDP-Bundes­tags­frak­tion (fdpbt​.de)

Kurz das Klima retten: Über den (Un-)Sinn von CO2-Zerti­fi­katen | STERN​.de

Aktu­elle Nach­richten und Kommen­tare – SZ​.de (sued​deut​sche​.de)

Emis­si­ons­handel EU:

Der Euro­päi­sche Emis­si­ons­handel | Umwelt­bun­desamt

130919_Emissionshandel.pdf (insm​.de)

Mit Emis­si­ons­handel den CO2-Ausstoß senken | Green­peace


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