Demo­kratie und so…

Datum
11. Mai 2019
Autor*in
Lilian Sekkai
Redaktion
politikorange
Thema
#JPT19
05-11-2019-JPT19-Christopher Folz-1

05-11-2019-JPT19-Christopher Folz-1

Foto: Jugendpresse Deutschland/Christopher Folz

Warum Demo­kratie in der Schule anfängt, was LeFloid damit zu tun hat und warum am Ende alles darauf hinaus­läuft, dass Du dich betei­ligst. Unsere Autorin Lilian Sekkai sprach auf den Jugend­po­li­tik­tagen mit verschie­denen Menschen über ihre persön­liche Bezie­hung zur Demo­kratie und hat sich ihre eigene Meinung gebildet.

Themenforum III  "Die Macht der Teilhabe - was (er)trägt die Demokratie?"

Themenforum III "Die Macht der Teilhabe - was (er)trägt die Demokratie?" Foto: Annkathrin Weis

Bei den Jugend­po­li­tik­tage 2019 disku­tieren Teil­neh­mende aus ganz Deutsch­land mit Gästen aus den Bundes­mi­nis­te­rien. Bereits bei der Anmel­dung sollten Bewerber angeben, was Demo­kratie für sie bedeutet:
… gehört werden
… alle einbe­ziehen
… ein modernes, aber fragiles System

Die Antworten sind viel­fältig. Die Jugend­li­chen sind sich jedoch einig: Eine univer­selle Bedeu­tung von Demo­kratie lässt sich nicht wirk­lich fest­legen. Das Wort ist einfach zu komplex. Es gibt aber eine Reihe an inter­es­santen Defi­ni­tionen und stra­te­gi­schen Vorschlägen Demo­kratie zu fördern und zu beleben.

Chancen und Risiken von Demo­kratie

Für die 18-jährige Beza Tefera aus Frank­furt bedeutet Demo­kratie ganz viel: Es fängt damit an, dass ich öffent­lich eine Meinung vertreten darf, dass ich tatsäch­lich wählen gehen darf, dass meine Frei­heiten akzep­tiert und nicht nur tole­riert werden.“ Tefera ist sehr enga­giert und nimmt an den Jugend­po­li­tik­tagen teil, weil sie sich sorgt. Zusammen mit 70 000 anderen Jugend­li­chen aus Hessen hat sie ein Forde­rungs­paket für den Landtag erar­beitet. Jedoch berück­sich­tigt die Landes­re­gie­rung keinen der Punkte. Die junge Akti­vistin ist verzwei­felt und wünscht sich von den anwe­senden Poli­ti­ke­rinnen und Poli­ti­kern Hilfe.

Bettina Bundszus kann Teferas Anliegen verstehen. Früher enga­gierte sie sich als Schü­ler­spre­cherin, Schü­ler­ver­tre­terin, Fach­schafts­rätin und trat der Jugend­or­ga­ni­sa­tion der SPD bei. Jetzt ist sie Leiterin der Abtei­lung Kinder und Jugend des Bundes­mi­nis­te­riums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ): Demo­kratie sollte immer wieder neu verab­redet werden“, sagt sie.

Michael Frehse, Leiter der Abtei­lung Heimat des Innen­mi­nis­te­riums, nimmt amts­be­dingt“ an der Veran­stal­tung teil und nicht aus Leiden­schaft, wie er betont. Trotzdem warnt Frehse: Alles hat ein Ende und auch Demo­kratie ist endlich.“ Der Präsi­dent der Bundes­zen­trale für poli­ti­sche Bildung (bpb), Thomas Krüger, appel­liert: Demo­kratie ist kein Erbgut, was sich einfach von einer auf die nächste Gene­ra­tion über­trägt“. Im Gegen­teil: Man müsse täglich an ihr arbeiten. Dafür sollten Räume und eine Kultur der Betei­li­gung geschaffen werden. Krüger mahnt vor einer homo­genen Gesell­schaft und plädiert für viel­fäl­tige Meinungen.

Jugend fördern – wie eine Demo­kratie lebendig wird

Demo­kratie lebt von ihrer Gesell­schaft, so gilt es diese zu beleben. Poli­ti­sche Bildung muss geför­dert werden. Für Beza Tefera beginnen alle Probleme unserer Demo­kratie in der Schule. Sie findet Politik sollte an allen deut­schen Schulen gleich unter­richtet werden.

Laut Özgürcan Bas (19) aus Kiel, sollen Jugend­liche da abge­holt werden, wo sie vertreten sind: In Sport­ver­einen und bei ihren Hobbys. Die jungen Menschen müssten für das Ehrenamt begeis­tert werden. Dafür, sich um eigene Inter­essen zu bemühen. Für den Schleswig-Holsteiner ist der verpflich­tende Wirt­schafts­po­li­tik­un­ter­richt die Lösung mehr Jugend­liche für Politik begeis­tern zu können.

Frehse bringt den Vorschlag die Betei­li­gung Jugend­li­cher an unserer Gesell­schaft durch ein verpflich­tendes oder frei­wil­liges Deutsch­land­jahr“ anzu­regen. Er selbst hat sich in seiner Jugend auch nicht frei­willig enga­giert, sondern erst später ehren­amt­lich eine Kinder­gar­ten­in­itia­tive geleitet.

Junge Leute lassen sich gut durch Online-Kampa­gnen begeis­tern“, sagt Krüger. So hat die bpb beispiels­weise bereits mit Influen­cern, wie LeFloid geworben. Er warnt jedoch davor, das Internet nur als ergän­zende poli­ti­sche Betei­li­gung und nicht als direkte Kommu­ni­ka­tion zu sehen. Der Wahl-O-Mat sei ein gutes Beispiel dafür. Um aber für mehr jugend­liche Betei­li­gung zu sorgen, müsste das Wahl­alter abge­senkt werden.

Also…

Die Komple­xität von Demo­kratie ist schwer zu erfassen. Sie exis­tiert durch ihre leben­dige Gesell­schaft. Es gilt die Viel­fäl­tig­keit zu vereinen. Räume für Diskus­sion müssen geschaffen und Parti­zi­pa­tion muss ermög­licht werden. Nicht nur die Jugend muss sich gesell­schaft­lich enga­gieren, auch die Politik hat Nach­hol­be­darf. Das Beispiel von der Akti­vistin Tefera zeigt, dass Jugend­liche trotz Enga­ge­ment und Soli­da­rität oftmals nicht gehört werden. Wenn dieses poli­ti­sche Enga­ge­ment der Jugend­li­chen also erfolglos scheint, lassen sie sich entmu­tigen – und das ist in keinerlei Inter­esse.


Empfohlene Beiträge


Video: Das war der letzte Tag

Marco Feldmann, Julia Aylin Lehnert, Julia Fedlmeier, Felix Dorn, Niklas Thoms, Levi Kirtschig, Tim Tula Hartl

Werde Teil unserer Community

Entdecke spannende Geschichten, vernetze dich mit anderen jungen Journalist:innen und gestalte die Medienlandschaft von morgen mit. Melde dich jetzt an und bleibe immer auf dem neuesten Stand.

Wehrpflicht Redaktion Gruppenbild