Demo­kratie und Digi­ta­li­sie­rung: Eine neue Chance

Datum
30. Mai 2015
Autor*in
Markus Hehn
Redaktion
politikorange
Thema
#JMWS15
Andreas-Levers-flickr.com-CC-BY-NC_1

Andreas-Levers-flickr.com-CC-BY-NC_1

Zwei­fels­ohne wird heute eine Gene­ra­tion in die Welt hinein­ge­boren, die sich dank Digi­ta­li­sie­rung anders bewegt, anders kommu­ni­ziert und daher auch anders mit sich selbst und der Umwelt umgeht. Doch diese neuen Ströme treffen regel­mäßig auf – um im Bild zu bleiben – alte, teil­weise stehende Gewässer. Ein Beispiel hierfür: das gute, alte System der reprä­sen­ta­tiven Demo­kratie.

Foto Andreas Levers, flickr.com, CC BY-NC 2.0

Ein neuer Strom im politischen Leben. (Foto: Andreas Levers, flickr.com, CC-BY-NC 2.0)

Kaum bahnt sich eine große poli­ti­sche Aktion an, bezie­hungs­weise kaum ist sie geschehen, geht es los: regel­mä­ßige Ticker-Meldungen mit vermeint­li­chen Neuig­keiten, unzäh­lige Pres­se­kon­fe­renzen, Sonder­sen­dungen und emotio­nale Diskus­sionen im Internet und im Fern­sehen. So werden zwei Dinge offenbar: Erstens die Erkenntnis, dass es auf dieser sich immer schneller drehenden Welt noch immer möglich ist, dass sich ganze Menschen­massen auf ein einziges Ereignis konzen­trieren können. Zwei­tens die sich daraus erge­bende Folge, dass Medien und Soziale Netz­werke durch das entspre­chende Verlangen nach umfäng­li­cher Infor­ma­tion und Diskus­sion aller Aspekte in einen Konkur­renz­druck geraten, der diesen Hunger nach Aufklä­rung ebenso stillt wie vergrö­ßert.

Im digi­talen Zeit­alter kann jeder überall mitreden

Konkur­renz belebt das Geschäft. Dieser Grund­satz verspricht theo­re­tisch ein besseres Angebot dank mehrerer Anbieter, die mitein­ander im Wett­be­werb stehen. Und es besteht kein Zweifel daran, dass im digi­talen Zeit­alter Smart­phone & Co dafür gesorgt haben, dass Zeit und Ort – zwei wich­tige Faktoren im Kommu­ni­ka­ti­ons­wesen – so gut wie keine Rolle mehr spielen. Wer sich oder andere infor­mieren, mit ihnen disku­tieren oder ihre Beiträge kommen­tieren will, kann das überall und jeder­zeit über unter­schied­lichste Kanäle tun. Die Vorteile dieser abso­luten Barrie­re­frei­heit sind offen­sicht­lich und altbe­kannt: Wer sich heute Wissen und Erfah­rung aneignet, kann in der Zukunft mitreden und auch eigene Entschei­dungen fundiert treffen.

Und genau dort entsteht das Problem, das mit der Digi­ta­li­sie­rung immer größere Ausmaße annimmt. Denn je mehr Infor­ma­tionen der Einzelne zur Verfü­gung hat, desto mehr will er damit machen. Er will mitreden. Er will mitent­scheiden.

In einer reprä­sen­ta­tiven Demo­kratie werden aber Volks­ver­treter in Parla­mente gewählt, um dort dann genau diese beiden Dinge ausführen: reden und entscheiden. Zwischen den Wahlen muss die Bevöl­ke­rung dann ihren Vertre­tern zuge­stehen, ihren Job zu machen. Eine Kontrolle jeder einzelnen poli­ti­schen Entschei­dung durch die Wähler­schaft ist kaum prak­ti­kabel und würde ohnehin den Gedanken der Reprä­sen­ta­tion unter­wan­dern.

Digi­tale Kommu­ni­ka­tion und reprä­sen­ta­tive Demo­kratie sind sich gleich­zeitig Freund und Feind. Es ist daher absolut notwendig, gerade den jungen Bürge­rinnen und Bürgern des Landes klar­zu­ma­chen, dass es einen Unter­schied gibt zwischen der öffent­li­chen Diskus­sion im Netz und der öffent­li­chen Diskus­sion in den Parla­menten. Flapsig gesagt, ist ersteres größer und letz­teres mäch­tiger – nur in der Verbin­dung dieser beiden liegt eine große Chance für die Demo­kratie im 21. Jahr­hun­dert.


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