Zeit, über Lohn­ge­rech­tig­keit zu reden

Datum
29. August 2016
Autor*in
Janine Ponzer
Redaktion
politikorange
Thema
#tdot16
tdot16 Blogfoto_JuK-4

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gerechter Kaffebecher_Maximilian Gens

Männer zahlen heute mehr“, war am Tag der Offenen Tür der Bundes­re­gie­rung im Bundes­mi­nis­te­rium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) zu hören. Während Frauen den Becher Kaffee für einen Euro erhalten, kostet der Männer-Kaffee“ 26 Cent mehr. Werden männ­liche Besu­cher im BMFSFJ benach­tei­ligt? Oder ist gerade das für beiden Seiten fair?

In Deutsch­land verdienen Arbeit­neh­me­rinnen durch­schnitt­lich 21 Prozent weniger als ihre männ­li­chen Kollegen. Um diesen Gehalts­un­ter­schied auszu­glei­chen, ist ihr Kaffee­preis auch um 21 Prozent nied­riger. Am Beispiel des alltäg­li­chen Kaffee­kaufs verdeut­licht das BMFSFJ eine geschlecht­liche Gleich­stel­lung. Die Aktion soll Besu­cher zum Nach­denken über die soge­nannte Gender Pay Gap“ anregen. Der Austausch im Sitz­café ist gewünscht, denn hier ist Zeit, über Lohn­ge­rech­tig­keit zu reden.“

Liegt es am Beruf?

Doch warum verdienen Frauen über­haupt weniger als ihre männ­li­chen Kollegen? Typi­sche Frau­en­be­rufe finden sich beispiels­weise im Sozial- und Pfle­ge­sektor. Tätig­keiten in diesem Bereich werden meist nied­riger vergütet als Berufe, in denen vorwie­gend Männer arbeiten. Steine zu heben wird bei uns besser bezahlt als Menschen zu heben“, bemän­gelt Staats­se­kretär Dr. Ralf Klein­diek. Das sei nicht richtig und müsse sich ändern, so seine Meinung. Das BMFSFJ möchte das Bewusst­sein für diese Unge­rech­tig­keit schärfen.

Eine konkrete Forde­rung ist beispiels­weise die Unter­stüt­zung bereits bei der Berufs­wahl: Jungen Frauen muss zum einen klar sein, welche Lohn­un­ter­schiede es in den verschie­denen Berei­chen gibt. Ziel des BMFSFJ ist es daher, die Berufs­be­ra­tung gesetz­lich zu regeln. Zum anderen sollen Mädchen und junge Frauen darauf hinge­wiesen werden, welche Aufstiegs- und Entwick­lungs­mög­lich­keiten es gibt. Welche Optionen haben zum Beispiel berufs­tä­tige Frauen, die Mütter werden?

Lohn und Gesell­schaft

Steht eine nied­ri­gere Vergü­tung auto­ma­tisch für einen gerin­geren Stel­len­wert der Frau in der Gesell­schaft? Nicht immer ist Diskri­mi­nie­rung der Grund, warum Frauen schlechter entlohnt werden. Wich­tige Aspekte sind, dass sie als Mütter oft in Teil­zeit arbeiten oder Eltern­zeit nehmen. Auch deswegen besetzen Frauen vergleichs­weise seltener Führungs­po­si­tionen. Die biolo­gi­sche Rolle der Frau sollte jedoch keinen Nach­teil darstellen. Ab wann können wir dann über­haupt von einem gerechten Lohn reden?

Lohn­ge­rech­tig­keit steht hierbei auch im Zusam­men­hang mit Chan­cen­gleich­heit. Nicht ausschließ­lich geht es darum, Frauen höher zu entlohnen nur weil sie diskri­mi­niert werden. Wichtig ist, die gesetz­li­chen Bedin­gungen am Arbeits­platz zu verbes­sern. Beispiels­weise kann der Wieder­ein­stieg nach der Eltern­zeit erleich­tert werden. Väter leisten durch die Bereit­schaft für eine fami­li­en­freund­li­chere Auftei­lung der Eltern­rollen einen wert­vollen Beitrag. Auch sie können am Nach­mittag mit ihren Kindern spielen, während die Mütter noch am Arbeits­platz sind. Hier möchte das Minis­te­rium das Bewusst­sein stärken und Chan­cen­gleich­heit schaffen.

Lang­fristig möchte das Bundes­fa­mi­li­en­mi­nis­te­rium dafür sorgen, dass Männer und Frauen glei­chen Verdienst für die gleiche Arbeit erhalten. Es folgt dem Beispiel des Equal Pay Day“. Dieser macht jähr­lich im März symbo­lisch auf den Einkom­mens­un­ter­schied zwischen Frauen und Männern aufmerksam. Dabei werden die Tage abge­zählt, an denen Frauen umsonst“ arbeiten, während Männer von Jahres­be­ginn an verdienen. Die Kaffee-Aktion am Barista-Stand im BMFSFJ auf dem Tag der offenen Tür der Bundes­re­gie­rung ist ein weiterer Schritt, die Notwen­dig­keit eines fairen Lohns für beide Geschlechter im Bewusst­sein der Leute zu veran­kern.


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