Können Männer Femi­nismus?

Datum
29. August 2016
Autor*in
Daniel Heinz
Redaktion
politikorange
Thema
#tdot16
tdot16 Blogfoto JuK-3

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Mann_Kinderwagen

Das Allge­meine Gleich­stel­lungs­ge­setz feierte vergan­gene Woche sein 10-jähriges Bestehen. Heike Fritz­sche, Forscherin für Grund­satz­fragen der Anti­dis­kri­mi­nie­rungs­stelle des Bundes (ADS), bezeichnet dieses Gesetz als einen Meilen­stein der Gleich­be­rech­ti­gungs­po­litik. Auf der Face­book-Seite des ADS ist zu lesen: Seitdem gibt es in Deutsch­land im Arbeits­leben und bei Alltags­ge­schäften einen gesetz­li­chen Schutz vor Diskri­mi­nie­rung wegen des Alters, einer Behin­de­rung, der ethni­schen Herkunft, des Geschlechts, der Reli­gion oder Welt­an­schauung und der sexu­ellen Iden­tität.“ Klaus Schwerma, stell­ver­tre­tender Geschäfts­führer des Bundes­forum Männer, hingegen kriti­siert, dass die Männer außen vorge­lassen werden.

Gleich­stel­lungs­po­litik wird als Frau­en­po­litik verstanden

Das Bundes­forum Männer grün­dete sich 2010 mit 24 Mitglieds­or­ga­ni­sa­tionen aus den Berei­chen Bildung, Gesund­heit, Kirche, Gewerk­schaften und Sozi­al­ver­bände, um Jungen, Männern, Söhnen und Vätern eine Stimme zu geben. Auch wir Männer leiden unter Sexismus. Das strenge Rollen­bild des Mannes lässt es nicht zu anders zu sein“, so der Sozi­al­wis­sen­schaftler Klaus Schwerma. Gleich­stel­lungs­po­litik wird in der Gesell­schaft oft als Frau­en­po­litik verstanden“, bemän­gelt er.

Das Forum betrachtet es beispiels­weise kritisch, dass Männern in der Debatte über Verein­bar­keit von Familie und Beruf nicht einbe­zogen sind. Es reicht nicht, Frauen zu zeigen, sie seien für eine Karriere geeignet. Wir müssen auch Männern zeigen, dass sie für die Fami­li­en­rolle geeignet sind“, so Schwerma. Er sieht es als notwendig, Männer aktiver als Väter zu denken. Gleich­zeitig lobt er die von Bundes­fa­mi­li­en­mi­nis­terin Manuela Schwe­sing einge­führte Geschlech­ter­quote, die große Unter­nehmen verpflichtet 30 Prozent ihrer Top-Stellen mit Frauen zu besetzen. Daran anknüp­fend würde sich Schwerma aller­dings wünschen, dass typi­sche Frau­en­be­rufe“ – vor allem in Erzie­hung und Pflege – attrak­tiver für Männer gestaltet werden. Um das Stereotyp des Geld verdie­nenden Mana­gers zu verwerfen, müssten auch mehr Männer in die Kitas, Grund­schulen und Pflege. Es gibt zum Beispiel nur eine männ­liche Hebamme in ganz Deutsch­land“, belä­chelt Schwerma. Wenn Männer in diesen Berei­chen tätig sind, dann meist ganz oben als Chef­arzt oder Leitung.

Männer in der Opfer­rolle

Beson­ders Krimi­na­lität und Gewalt sind Themen im Bundes­forum Männer. Der Sozi­al­wis­sen­schaftler beschreibt, dass Männer primär als Täter und Frauen als Opfer gesehen werden. Umge­kehrt geht es aber auch. Jedoch trauen Männer sich selten Hilfe zu suchen“. So gibt es zwar eine Hotline der Frau­en­not­hilfe, aber keine explizit für Männer, die Opfer sexu­eller Gewalt sind. Es ist zwar keine Benach­tei­li­gungs­dis­kri­mi­nie­rung, aber eine des Bedarfes“.

Laut Schwerma werden bereits in der früh­kind­li­chen Erzie­hung Fehler begangen. Oft sagen Mütter ihren Kindern, dass nur Weich­eier‘ weinen.“ Er wünscht sich eine vorur­teils­lose Erzie­hung, die nicht auf das Geschlecht abzielt. Ich würde niemals einem Jungen das Spiel­zeug­auto wegnehmen. Jedoch würde ich ihm dazu ein pinkes T‑Shirt schenken.“

Lang­fristig wünscht sich Schwerma, dass das Bundes­frau­en­mi­nis­te­rium auch Männer als Thema, sowie im Namen aufnimmt, damit sich Männer vertreten fühlen.

Männer werden nicht syste­ma­tisch diskri­mi­niert

In vielen Punkten stimmt Heike Fritz­sche dem Bundes­forum Männer zu. Aber Männer würden nicht syste­ma­tisch diskri­mi­niert. So sieht sie zwar Diskri­mi­nie­rung gegen­über männ­li­chen Mitbür­gern, jedoch richte sich diese Diskri­mi­nie­rung an andere, sekun­däre Eigen­schaften, wie z.B. fehlende-Männ­lich­keit“ oder Sexua­lität. Sexismus agiere unbe­wusst und sei tief in der Bevöl­ke­rung veran­kert, so Fritz­sche . Aber eines hat Sexismus immer gleich: Es geht um Macht.“

Es sei der weiße, hete­ro­se­xu­elle Mann, der die Notwen­dig­keit von Gleich­stel­lungs­po­litik nicht aner­kenne. Es wird uns vorge­worfen, wir hätten ja so viel‘ erreicht, nun seien die Männer dran“, erzählt die Sexismus-Expertin, kann aber über solche Kommen­tare nur lachen.

Diese beiden Sicht­weisen zeigen, dass die Gleich­stel­lungs­po­litik noch nicht am Ziel ange­kommen ist. Auch in Zukunft wird die Gleich­stel­lung von Mann und Frau Thema und Heraus­for­de­rung für das Bundes­mi­nis­te­rium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sein.


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