VfB eSports: Vereins­sport und League of Legends, passt das zusammen?

Datum
07. Januar 2025
Autor*in
Maximilian Seidel
Redaktion
politikorange
Thema
#Gen Z
Ein Stockbild von mehreren Controllern in der Mitte steht in leuchtender Schrift ESPORTS.

Ein Stockbild von mehreren Controllern in der Mitte steht in leuchtender Schrift ESPORTS.

E-Sports_Marco Verch/CCNull
Der VfB hat Ende Mai ein League of Legends-Team gegründet. Viele Bundes­li­ga­ver­eine ins eGaming ein. Geld und Reich­weite bringen ihnen große Vorteile. Ist das für gut die Szene?

Der VfB Stutt­gart hat Ende Mai ein League of Legends-Team gegründet. Viele Bundes­li­ga­ver­eine steigen ins eGaming ein. Geld und Reich­weite bringen ihnen große Vorteile und sie lassen die klei­neren eSports Vereine hinter sich. Ist das für gut die Szene?

Max Storm­Fury“ Schaller ist League of Legends-Urge­stein. Zwölf Teams in der Prime League, der offi­zi­ellen deut­schen League of Legends (LoL) ‑Liga, hat er bereits als Support und Coach unter­stützt. Schaller hat viele Male um Titel gespielt und einige Male gewonnen. Anfang 2024 stand Schaller vor der Frage, wie es weiter­gehen sollte. NNO, sein letztes Team, hatte im September 2023 die Rele­ga­tion gewonnen, blieb also in der ersten Liga. Trotz des Erfolges als Coach wollte Schaller seinen eigenen Weg gehen. Er suchte sich vier Mitstreiter: Top Lane, Jungle, Midlane und ADC. Das sind verschie­dene Rollen im Spiel. Ihr Ziel: einem Fußball­verein den eSport näher­bringen. Ein Verein war sofort bereit, das neue Team aufzu­nehmen – der VfB Stutt­gart. Als mich der VfB ange­spro­chen hat, habe ich sofort gesagt: Das nehme ich, besser wird es nicht“, erklärt Schaller lächelnd. Daraufhin grün­dete der VfB ein profes­sio­nelles Team und star­tete in die Prime League. Das alles war im Juni 2024. Heute steht der VfB vor vielen Hinder­nissen. Er ist in der vierten Liga. Um oben mitzu­spielen, ist es noch ein weiter Weg. Außerdem ist VfB eSports bei vielen League of Legends-Fan noch nicht bekannt. Die Twitch-View­er­zahlen halten sich in Grenzen. Viewer bedeuten Spon­soren, Spon­soren bedeuten Geld. Die beste Lösung gegen eine geringe Reich­weite ist Erfolg im Spiel. Doch der bleibt gerade aus, denn der Verein schei­terte im August 2024 am Aufstiegs­kampf gegen Münster eSport. Das LoL-Team bleibt also noch in der vierten Divi­sion. Eine Teil­nahme bei der LEC – der LoL Europa-Super­liga – will der VfB bei zukünf­tigen Erfolgen nicht ausschließen. Doch diese scheint in Anbe­tracht der letzten Nieder­lagen weit entfernt.

Vereine und eSport – passt das zusammen?

Viele große Vereine versu­chen sich gerade am eSport. So hat sich beispiels­weise die gesamte Bundes­liga selbst verpflichtet, in die FIFA virtual Bundes­liga“ einzu­steigen. Diesen Vereinen stehen Geld­mittel, Netz­werke und Personal zur Verfü­gung, die kleine eSports-Vereine nicht bereit­stellen können. Sie können sich in die Szene einkaufen und lassen klei­nere, bereits etablierte Vereine hinter sich zurück. Bleibt die Frage: Ist es gut für die eSports Szene, dass große Vereine eigene Teams gründen? Passen eSports und Tradi­ti­ons­ver­eine zusammen?

Defi­nitiv“, antwortet Chris­to­pher Flato, Vorstands­mit­glied des eSport-Bunds Deutsch­land (ESBD). Das sport­liche Vereins­rück­grad, das wir in Deutsch­land haben, ist einzig­artig. Es ist eine Umge­bung, in der Jugend­liche und junge Erwach­sene viel über Fair Play, Team­kom­mu­ni­ka­tion und kompe­ti­tiven Geist lernen können.“ Diese Werte, erklärt Flato, bringen Vereine mit ihrem Einstieg in den eSport mit. Daraus würden sich Syner­gie­mög­lich­keiten ergeben, aus denen Sport und eSport vonein­ander profi­tieren würden.

Laut Flato errei­chen tradi­tio­nelle Vereine“ über eSport auch besser junge Menschen, denn eSports spielen eine wich­tige Rolle im Leben vieler Jugend­li­cher. Lang­fristig gewinnen also sowohl Vereine als auch der eSport und mehr junge Menschen, die an Werte heran­ge­führt werden. Und es gibt noch weitere posi­tive Aspekte, meint Flato. Der ESBD kümmert sich nicht nur um E‑Leistungssport, sondern beson­ders auch um E‑Breitensport.

Wenn es nach dem ESBD gehen würde, gäbe es bald also nicht nur eine Kreis­liga im Fußball, sondern auch in Dota 2, Valorant oder Coun­terstrike. Auch hier, erklärt Flato, könnte die Zusam­men­ar­beit von eSport und Tradi­ti­ons­ver­einen“ helfen. Der Einstieg von Tradi­ti­ons­ver­einen in den eSport hat eine hohe gesell­schaft­liche Rele­vanz. Wenn sich die Sport­ver­eine für eSports öffnen, wird das Thema in die Gesell­schaft getragen und norma­li­siert.“

VfB und ESBD – eine viel­ver­spre­chende Zusam­men­ar­beit

Dies sieht auch der VfB so. League of Legends eSport stößt im Verein bei der Grün­dung des neuen Teams im Mai auf großes Inter­esse. Wir hatten viel Unter­stüt­zung von der Manage­ment-Seite aus“, erklärt Chris­tian Ruf, Director Digital und Inno­va­tion beim VfB. League of Legends war vielen Mitar­bei­tenden zwar kein Begriff, doch viele wollten etwas darüber lernen. Kurzer­hand wurde das neue LoL-Team einge­laden, mehrere Computer bereit­ge­stellt und LoL gespielt. Schaller, der als Coach den VfB-Mitar­bei­tenden League of Legends erklären durfte, berichtet von einem sehr schönen Nach­mittag.

Trotz des verpassten Aufstiegs in die dritte Divi­sion will der VfB Stutt­gart sich im ESBD enga­gieren. Eine Mitglied­schaft beim ESBD ist für eSports Vereine nicht verpflich­tend, eine Zusam­men­ar­beit zwischen VfB und ESBD kann jedoch eine echte Chance sein. Durch ein solches Enga­ge­ment wird eSports in die Gesell­schaft getragen und norma­li­siert.


Dieser Artikel ist im Rahmen der offenen Redak­tion entstanden. Bei Fragen, Anre­gungen, Kritik und wenn ihr selbst mitma­chen mögt, schreibt uns eine Mail an redaktion@​jugendpresse.​de 


Empfohlene Beiträge

Werde Teil unserer Community

Entdecke spannende Geschichten, vernetze dich mit anderen jungen Journalist:innen und gestalte die Medienlandschaft von morgen mit. Melde dich jetzt an und bleibe immer auf dem neuesten Stand.

Wehrpflicht Redaktion Gruppenbild