Theater, Comedy und Tanz lassen Grenzen verschwinden

Datum
23. März 2019
Autor*in
Evindar Gürel
Redaktion
politikorange
Thema
#EWLako19
Emanuel zeigt beim Tanz, wie sehr unsere Gesellschaft noch an Geschlechternormen hängt. / Foto: Konstantin Baur

Emanuel zeigt beim Tanz, wie sehr unsere Gesellschaft noch an Geschlechternormen hängt. / Foto: Konstantin Baur

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Wie einfach und amüsant es sein kann, ethni­sche, kultu­relle und soziale Unter­schiede zu über­winden, zeigte eine Gruppe von Jugend­li­chen auf der Bühne der Eine-Welt-Landes­kon­fe­renz in Münster. Evindar Gürel war für uns dabei. 

Wir sind hier, wir sind viele.“ Das war die Aussage der Jugend­li­chen, die mit Comedy, Stand Up, Ausdrucks­theater und Break­dance ihre Geschichten erzählen. Dafür sorgt das Cactus Junges Theater seit 27 Jahren in Münster und möchte damit inter­kul­tu­relle Bildung und Kompe­tenzen stärken. In den Vorstel­lungen versu­chen die jungen Künstler und Künst­le­rinnen der Cactus-Theater-Gruppe auf unter­schied­liche Weise – von Ausdrucks­theater bis Comedy – auf Themen wie Nach­hal­tig­keit, Migra­tion, Rassismus und Gender-Equa­lity aufmerksam zu machen und zum Nach­denken anzu­regen. Auch die Break­dance-Gruppe Krun­aKru setzte mit ihrer Gruppe aus Jugend­li­chen unter­schied­li­cher Herkunft und Alters ein Zeichen. Dass alle das mit Leiden­schaft und Talent umsetzen, konnte man bei ihrer Vorstel­lung auf der Eine-Welt-Landes­kon­fe­renz erkennen.

Nach­hal­tig­keit, Migra­tion, Rassismus und Gender-Equa­lity

Die Auffüh­rung begann mit einer kurzen Szene, in der zwei Jugend­liche von Ihren (Alb-)Träumen erzählten. Sie handelten von verschmutzten Stränden, Ohnmacht und Robo­tern. Produ­zieren, kaufen, wegwerfen“, war dabei ein sich wieder­ho­lendes und einpräg­sames Zitat. Der Nach­hal­tig­keit stehe Verschwen­dung gegen­über, aber die Hoff­nung sei nicht verloren, wie man es am Beispiel der Fridays for Future-Schü­ler­de­mons­tra­tionen sehe, so einer der Schau­spieler.

Nach dieser über­zeu­genden Darstel­lung zum Thema Nach­hal­tig­keit, folgte eine Stand-Up-Comedy Show. Es war Mustafa, der seine Erfah­rungen auf der Flucht von Syrien nach Deutsch­land auf eine amüsante und empha­ti­sche Weise darstellte. Damit machte er komplexe Themen wie Flucht und Migra­tion nahbar und verständ­lich für alle, die das Privileg haben, solche Erfah­rungen nicht durch­leben zu müssen. Aber auch jene, die ähnliche Erfah­rungen machen mussten, konnten sich durch das Stück verstanden fühlen.

Auch die deut­sche Sprache, Klischees über Minder­heiten und alltags­ras­sis­ti­sche Aussagen wurden thema­ti­siert. Zwei junge Schau­spie­le­rinnen griffen auf der Bühne rassis­ti­sche Vorur­teile, wie jenes, dass Ausländer und Auslän­de­rinnen sich doch immer unter­ein­ander kennen würden, auf und stellten sie über­spitzt dar. Damit vermit­telten sie eindrucks­voll, dass Alltags­ras­sismus immer noch exis­tiert und dass es einiger Reflek­tion bedarf, um dagegen anzu­gehen.

Im Iran sind Politik und Reli­gion wie siame­si­sche Zwil­linge“

Über­ra­gend war auch Emanuel, der aus Nigeria stammt und mit einer Mischung aus Tanz- und Ausdrucks­theater nicht nur das Thema von Geschlech­ter­rollen und Geschlech­ter­iden­tität ange­spro­chen hat, sondern das Thema auch als Tabu in Nigeria visua­li­sierte – mit der dazu­ge­hö­rigen inneren Zerris­sen­heit, der Angst, den Mühen und dem Kampf gegen die bestehenden Rollen­ver­ständ­nisse.

Abge­schlossen wurden die Auftritte mit der Perfor­mance einen irani­schen Geflüch­teten. Im Iran sind Politik und Reli­gion wie siame­si­sche Zwil­linge“, fasste er die Lage im Land passend zusammen. Als Protes­tant sei er dazu gezwungen gewesen, den Iran zu verlassen. Doch auch in Deutsch­land warteten einige Heraus­for­de­rungen auf ihn. All das fasste er in irani­schen Tanz- und unter­halt­samen Thea­ter­ein­lagen zusammen und entließ das lachende Publikum in den freien Abend. Es war ein lehr­rei­cher und gleich­zeitig amüsanter Abschluss des ersten Tages auf der Eine-Welt-Landes­kon­fe­renz.


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