Rechts­ruck unter Jugend­li­chen

Datum
04. November 2023
Autor*in
Cecilia Janko
Redaktion
politikorange
Themen
#Gen Z #JMWS23
JMWS 2023

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Jugendpresse Deutschland/Moritz Heck
Rechts­extre­mismus bekommt unter Jugend­li­chen mehr Zuspruch – warum? 

Laut einer neuen Studie fühlen sich deut­lich mehr Jugend­liche von rechts­extremen Einstel­lungen ange­zogen als vor zwei Jahren. Expert*innen nennen dafür mehrere Gründe – und was man dagegen tun könnte. 

Blick durch eine Glas­scheibe in den Plenar­saal des Deut­schen Bundes­tags. Foto: Moritz Heck

Der Rechts­extre­mismus gewinnt unter Jugend­li­chen in Deutsch­land deut­lich an Zuspruch. Das zeigt die dies­jäh­rige Mitte-Studie“ der SPD-nahen Fried­rich-Ebert-Stif­tung. Vor zwei Jahren lag die Zustim­mung zu einem mani­festen rechts­extremen Welt­bild noch bei 1,0% der jungen Menschen. In der neuesten Mitte-Studie sind es bereits 12,3%. Außerdem hat das ARD-Poli­tik­ma­gazin Kontraste” berichtet, dass sich im Zeit­raum zwischen 2018 und 2021 ein Drittel der rechten Straf­taten unter Jugend­li­chen im Kontext von Schulen ereig­neten. Der Groß­teil dieser Straf­taten seien Ausrufe wie Heil Hitler” oder Sieg Heil“ gewesen. 

Es gibt mehrere Gründe für jugend­li­chen Rechts­extre­mismus. Im Inter­view mit der Bundes­zen­trale für poli­ti­sche Bildung hat der Rechts­extre­mis­mus­experte Chris­toph Schulze erklärt, dass der erste Berüh­rungs­punkt einiger Jugend­li­cher mit rechts­extremen Gruppen nicht direkt poli­tisch moti­viert sei, sondern oft über soziale Kontakte erfolge. 

Rechts­extreme Jugend­gruppen lockten mit Kamerad*innenschaft und Zusam­men­halt, bestä­tigt Gülden Henne­mann im Gespräch mit der Poli­ti­ko­range-Redak­tion. Sie ist Poli­tik­wis­sen­schaft­lerin und arbeitet als Leiterin der Opera­tiven Einheit Extre­mis­mus­be­kämp­fung im baye­ri­schen Justiz­vollzug. Weiter sagt sie, dass das Gefühl der Grup­pen­zu­ge­hö­rig­keit und pola­ri­sie­rende Videos auf Social Media attraktiv auf Jugend­liche wirke. In diesem Zusam­men­hang spricht Henne­mann von einem Indiana Jones-Effekt”: Jugend­liche sehnten sich nach Aben­teuer und Span­nung; demo­kra­ti­sche Insti­tu­tionen könnten im Vergleich dazu aller­dings kein span­nendes Narrativ entwi­ckeln”. 

Die Konse­quenz sei, dass sich junge Menschen, die ihre Infor­ma­tionen vor allem über Social Media beziehen, zuneh­mend von der Demo­kratie abwenden würden. Man müsse Jugend­liche dort errei­chen, wo sie sich über­wie­gend aufhalten – und das sei Social Media, so Henne­mann. Wenn demo­kra­ti­sche Insti­tu­tionen ihr Image für Jugend­liche anspre­chender gestalten und ihre Inhalte über­zeu­gend vermit­teln würden, gebe es Poten­zial zur Re-Demo­kra­ti­sie­rung von diesem Teil der Jugend. 

Rechts­extre­mis­mus­experte Chris­toph Schulze sagt außerdem, dass das Abdriften in den Rechts­extre­mismus auch durch eine hohe Tole­ranz rechter Ideo­lo­gien im eigenen sozialen Umfeld oder – umge­kehrt – durch Protest gegen die poli­ti­sche Meinung dessen geschehen könne. In Bezug auf jugend­li­chen Rechts­extre­mismus habe über die vergan­genen Jahre ein medialer Wandel statt­ge­funden, so Chris­toph Schulze. Die grund­le­genden Struk­turen seien gleich geblieben, Social Media führe jedoch dazu, dass rechte poli­ti­sche Inhalte schneller an Jugend­liche vermit­telt würden. 


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