Julia Verlinden: Es wäre unge­recht, wenn die Politik ein abge­schot­teter Raum wäre“

Datum
08. Juni 2016
Autor*in
Dilara Acik
Redaktion
politikorange
Thema
#BDEW Kongress16
Interview Grünen Politikerin_Johannes

Interview Grünen Politikerin_Johannes

Foto: Johannes Kolb
Die Spre­cherin für Ener­gie­po­litik der Bundes­tags­frak­tion von Bündnis 90/​Die Grünen Julia Verlinden disku­tiert mit poli­ti­ko­range über Lobby­ismus und dessen Bedeu­tung für die Demo­kratie.

Die Spre­cherin für Ener­gie­po­litik der Bundes­tags­frak­tion von Bündnis 90/​Die Grünen Julia Verlinden disku­tiert mit poli­ti­ko­range über Lobby­ismus und dessen Bedeu­tung für die Demo­kratie. 

Interview Grünen Politikerin_Johannes

Foto: Johannes Kolb

Wie erfolg­reich sind Lobby­isten und Lobby­is­tinnen – bei Ihnen?

Das kommt darauf an, was man unter Lobby­isten versteht. Wenn man Menschen meint, die sich an der poli­ti­schen Debatte betei­ligen wollen, dann sind das viele – also nicht nur Vertreter von Unter­nehmen, sondern zum Beispiel auch Umwelt­ver­bände. Und dann unter­halte ich mich sehr gerne mit allen, die sich konstruktiv am Thema Ener­gie­wende betei­ligen wollen.

Das klingt nach viel Arbeit. Wie oft treffen Sie Lobby­isten und Lobby­is­tinnen?

Ich habe fast jede Woche Termine, bei denen ich zufällig auf Lobby­isten treffe – wie zum Beispiel Podi­ums­dis­kus­sionen. Manchmal treffe ich mich aber auch gezielt mit ihnen. Das macht aber nur einen geringen Teil meiner Arbeits­zeit aus.

Üben sie eigent­lich viel Druck auf Sie aus?

Nein, ich habe immer die Möglich­keit, in Ruhe über die mir vorge­tra­genen Argu­mente nach­zu­denken. Aber einige Lobby­isten verschwenden bei mir auch einfach ihre Zeit, weil sie mich nicht mehr über­zeugen können – und ohnehin die Ener­gie­wende gar nicht voran­bringen, sondern eigent­lich aufhalten wollen.

Woran liegt das?

Viel­leicht liegt das einfach daran, weil ich einen gewissen Anspruch habe als Poli­ti­kerin auf einer Art und Weise zu arbeiten, dass ich mich nicht unter Druck setzen lasse.

Der Lobby­ismus gehört ohnehin zur Demo­kratie.

Es ist schlicht nicht auszu­schließen, dass bestimmte Inter­es­sen­gruppen Einfluss auf die Politik ausüben wollen. Die Politik ist schließ­lich kein abge­schot­teter Raum. Wichtig ist, bei solchen Gesprä­chen darauf zu achten, was für Inter­essen konkret dahin­ter­ste­cken. Geht es um wirt­schaft­liche Vorteile für einzelne Unter­nehmen oder Grup­pie­rungen? Oder geht es darum, sich stark zu machen für dieje­nigen, die nicht selbst als eigene Lobby“ auftreten können? Das sind zum Beispiel zukünf­tige Gene­ra­tionen oder unsere natür­li­chen Lebens­grund­lagen.

Können Sie sich nach Ihrer Zeit im Bundestag vorstellen, zu einem Lobby­ver­band zu wech­seln?

Darüber denke ich jetzt noch nicht nach. Denn erst einmal will ich erfolg­reich nach­hal­tige Ener­gie­po­litik machen. Ich könnte mir aber vorstellen, eher in die Wissen­schaft oder in die Verwal­tung zu gehen als in die Wirt­schaft, wenn ich irgend­wann nicht mehr haupt­be­ruf­lich als Poli­ti­kerin arbeite.


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