Energie und Klima­schutz: Wie das funk­tio­nieren soll

Datum
08. Juni 2016
Autor*in
Maximilian Staude
Redaktion
politikorange
Thema
#BDEW Kongress16
Strom

Strom

Foto: Maria Schröter
Bisher wurde unsere Energie vor allem mit der Verbren­nung von Kohle und Gas erzeugt. Die Ener­gie­wende soll das ändern. Aber wie soll das gelingen?

Unser Leben wird durch hoch­ent­wi­ckelte Tech­no­logie, Produkte und Dienst­leis­tungen bestimmt. Der moderne Mensch setzt dadurch große Mengen an Energie um. Für lange Zeit wurde diese Energie einfach durch die Verbren­nung von Kohle und Gas erzeugt. Aller­dings werden dabei Treib­haus­gasse ausge­stoßen, die sich in der Erdat­mo­sphäre sammeln. Eine globale Erwär­mung ist die Folge. Der menschen­ge­machte Klima­wandel ist inzwi­schen allge­mein aner­kannt. Nur die neue Partei AfD glaubt nicht daran – sie ist aber (noch) nicht im Bundestag vertreten.

Dort haben sich die Parteien zumin­dest theo­re­tisch dem Klima­schutz verschrieben – und Deutsch­land zuletzt auch das inter­na­tio­nale Klima­schutz­ab­kommen von Paris unter­zeichnet. Das sieht vor, den Anstieg der globalen Durch­schnitts­tem­pe­ratur auf deut­lich unter zwei Grad zu begrenzen. Konkret will die Bundes­re­gie­rung bis zum Jahr 2020 die Treib­hausgas-Emis­sionen, die für die Aufhei­zung der Atmo­sphäre verant­wort­lich sind, um mindes­tens 40 Prozent gegen­über 1990 redu­zieren. Bis 2050 sollen es sogar 85 bis zu 90 Prozent weniger sein.

Aber wie soll das gelingen?

Nun, der zentrale Plan ist es, Strom ohne Verbren­nung fossiler Ener­gie­träger zu erzeugen. In der Praxis heißt das: Wind- und Wasser­kraft sowie Photo­vol­taik statt Kohle- und Gaskraft­werke. Wobei ein völliger Ausstieg aus der Kohle, wie bei der Atom­kraft, bisher nicht beschlossen wurde. Reihen von Wind­rä­dern in der Land­schaft, Solar­pa­nels auf Haus­dä­chern, Stau­dämme an den Flüssen – das sind die sicht­baren Zeichen der Ener­gie­wende. Zu den erneu­er­baren Ener­gien wird im Übrigen auch noch die Verbren­nung von Biomasse gezählt, deren Umwelt­bi­lanz aller­dings zwei­fel­haft ist. Die Bundes­re­gie­rung will bis 2035 den Anteil von so produ­ziertem Ökostrom“ auf bis zu 60 Prozent stei­gern. Im vergan­genen Jahr lag der Anteil der Erneu­er­baren am Strom­markt bei 33 Prozent. Damit liegt man aktuell sogar über dem Zeit­plan.

Zukunft des Ausbaus unsi­cher

Diese eigent­lich doch gute Nach­richt führt aber zu einer bemer­kens­werten Reak­tion: In der aktu­ellen Neufas­sung des Erneu­er­bare-Ener­gien-Gesetzes (EEG), das den Ausbau der erneu­er­baren Ener­gien regelt, wird insbe­son­dere die Wind­kraft ausge­bremst – eben jener Sektor, der in der Vergan­gen­heit für das Wachstum beim Ökostrom gesorgt hat. Der Ausbau der Solar­energie hingegen stockte – obwohl die Herstel­lung einer Solar­zelle mit der Zeit immer billiger geworden ist. Grund dafür sind eben­falls entspre­chende Beschrän­kungen im EEG, die schon vor einigen Jahren einge­führt wurden.

Deswegen läuft die Erneu­er­baren-Branche gerade Sturm gegen die neuesten poli­ti­schen Planungen und warnt nun vor einem völligen Still­stand beim Ökostrom. Aus dem SPD-geführten Bundes­wirt­schafts­mi­nis­te­rium und aus dem CDU-Wirt­schafts­flügel wird das Abbremsen“ dagegen vor allem mit zwei Argu­menten begründet: Die Strom­kunden würden durch zu hohe Strom­preise belastet. Erneu­er­bare Ener­gien werden mit Steu­er­geld geför­dert (EEG-Umlage). Außerdem drohten massive Über­ka­pa­zi­täten im Strom­netz, wenn bei Sonnen­schein sich auch zu viele Wind­räder gleich­zeitig drehen. Dem ließe sich entgegnen, dass der Strom­preis von vielen verschie­denen Faktoren bestimmt wird. Und um zu vermeiden, dass viel mehr Strom produ­ziert als über­haupt gebraucht wird, könnte man noch in viel größerem Umfang Kohle­kraft­werke still­legen.

Erneu­er­bare gegen Konven­tio­nelle

Aller­dings verdienen die großen Strom­kon­zerne an zu viel Strom“. Sie können ihn dann in Nach­bar­länder, wie Tsche­chien oder Frank­reich, expor­tieren. Das ist kein neues Phänomen: Seit 2003 produ­ziert Deutsch­land jedes Jahr mehr Strom als es verbraucht. Selbst als 2011 nach dem Reaktor-Unglück in Fuku­shima acht deut­sche Atom­meiler zeit­weise vom Netz abge­trennt waren, verkaufte Deutsch­land weiter Strom ans Ausland. Das Warnen der Konzerne vor einem Blackout“, wenn ihre Groß­kraft­werke abge­schaltet werden, hat also eher andere Motive.

Es gab bereits windige Tage, an denen die erneu­er­baren Ener­gien den aktu­ellen Strom­be­darf voll­ständig decken konnten. Da sich Braun­koh­le­kraft­werke aber nicht so schnell und flexibel herun­ter­fahren lässt, laufen diese dann trotzdem weiter und stoßen Treib­haus­gase aus. Doch selbst wenn eines fernen Tages der Strom voll­ständig aus erneu­er­baren Ener­gien gewonnen wird, ist das Klima damit nicht gerettet. Denn Strom macht nur unge­fähr 20 Prozent aller Energie aus, die wir nutzen – und somit ist die Strom­pro­duk­tion auch nur für einen Teil aller treib­haus­schä­di­genden Emis­sionen verant­wort­lich.

Welche anderen Bereiche unseres Lebens dem Klima schaden und wie schwierig es ist, diese öko“ zu machen, dazu mehr im zweiten Teil.


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