Frucht­fleisch: Muss man sich 2020 noch outen?

flikr_orange

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Foto:
sweetcheeses

Vor drei Jahren wurde in Deutsch­land die Ehe für alle einge­führt – ein großer Schritt Rich­tung Gleich­be­rech­ti­gung. Häufig hört man, dass unsere Gesell­schaft mitt­ler­weile viel offener ist. Offener für Diver­sity. Lea Schneider, Larissa Woll­mann und Lisa-Marie Frit­sche haben mehrere Jugend­liche aus der LGBTIQ*-Community gefragt, ob sie denken, dass man sich 2020 über­haupt noch outen muss.

Foto: Till

Foto: Till

Till (18)

Man muss gar nichts. Aber ich glaube auch heute herrscht noch die Erwar­tung vor, dass jede*r cis und hetero ist. Und deswegen kann sich ein Coming-out selbst 2020 noch befreiend anfühlen – solange es eben selbst­be­stimmt ist.“

Lukas

Foto: Jonas Gebauer

Lukas (17)

Ich finde, dass man sich in so einer modernen Zeit nicht mehr outen muss. Ist doch egal, wen oder was man liebt und eigent­lich geht es auch keinen was an.“

Victoria, 17

Foto: Victoria

Victoria (18)

Ich habe das Glück, in einem sozialen Milieu zu leben, in welchem nicht in Frage gestellt oder es für komisch empfunden wird, wenn man von einer gleich­ge­schlecht­li­chen Person schwärmt. Dieses Glück teilt aller­dings nicht jede*r meiner Freund*innen, weshalb ich sagen würde, dass nicht der Zeit­geist mein Coming-out über­flüssig machte, sondern mein soziales Umfeld.“

Foto: Eylem

Foto: Joey Midori Hört

Eylem (19)

Ich persön­lich hatte die große Frei­heit, mich nicht outen zu müssen, weil in meinem spezi­ellen Umfeld nicht von mir erwartet wurde, meine Sexua­lität zu erklären. Weder meine Eltern, noch meine Freund*innen haben bezogen auf mich und meine Sexua­lität irgend­welche Voran­nahmen gemacht. Ob und wie ich über meine Sexua­lität spre­chen will, war immer meine Entschei­dung.“

Foto: Lea

Foto: Larissa D. Wollmann

Lea (18)

Leider ja. Hete­ro­nor­ma­tive Stan­dards sind immer noch viel zu veran­kert, als dass man sich einfach als queere Person iden­ti­fi­zieren kann – ohne es zumin­dest den Personen im engsten Umfeld mitzu­teilen. Klar, es ist nicht unbe­dingt nötig“, aber viele queere Personen möchten nicht tagtäg­lich als hetero/​cis Person gelesen und behan­delt werden.“

Latan [Name von der Redak­tion geän­dert] (17)

Also wenn wir nur über die deut­sche“ Gesell­schaft reden, dann finde ich ein Coming-out über­be­wertet und unnötig. Es gibt viele Menschen, die LGBTIQ* akzep­tieren, und nur wenige, die ein Problem damit haben und das auch zeigen. Im Gegen­satz dazu werde ich mich nie bei meiner kurdi­schen Familie outen, weil das ziem­lich schief gehen würde. Ich hoffe, dass die nie mitbe­kommen, dass ich schwul bin.“


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