Euro­pä­isch-afri­ka­ni­sche Part­ner­schaft – Quo vadis?

Datum
24. März 2019
Autor*in
Jumoke Balogun
Redaktion
politikorange
Thema
#EWLako19
Dr. Christina Hackenesch bei ihrem Vortrag auf der Eine-Welt-Landeskonferenz in Münster. / Foto: Konstantin Baur

Dr. Christina Hackenesch bei ihrem Vortrag auf der Eine-Welt-Landeskonferenz in Münster. / Foto: Konstantin Baur

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Die afri­kisch-euro­päi­sche Koope­ra­tion gewinnt immer mehr an Bedeu­tung. Initia­tiven der deut­schen Bundes­re­gie­rung wie der G20 Compact with Africa und der Marshall­plan machen dies deut­lich. Unsere Autorin Jumoke Balogun hat sich gefragt, wie sich die Zusam­men­ar­beit zwischen Europa und Afrika bisher gestaltet hat und welche Heraus­for­de­rungen sich dabei stellen.

Nachdem die Eine-Welt-Landes­kon­fe­renz in Münster einen guten Einstieg gefunden hat, führte der Impuls­vor­trag Die Zukunft der Nach­barn“ von Dr. Chris­tine Hacke­nesch tiefer in die Thematik der Konfe­renz ein. Chris­tine Hacke­nesch, wissen­schaft­liche Mitar­bei­terin am Deut­schen Institut für Entwick­lungs­po­litik, berich­tete in ihrem Vortrag über vier Trends, welche in der Zusam­men­ar­beit zwischen Europa und Afrika zu beob­achten sind.

Gleich zu Beginn ihres Vortrages erläu­terte Hacke­nesch, warum die Koope­ra­tion mit unserem Nach­barn jetzt wieder stärker in den Fokus rückt und was an dieser Bezie­hung so wichtig ist: Wenn wir Wohl­stand für die EU künftig errei­chen wollen, können wir das nicht losge­löst von der Verbes­se­rung der Lebens­ver­hält­nisse in Afrika tun.“

Dass die Schick­sale beider Konti­nente eng mitein­ander verzahnt sind, ist schon lange keine neue Erkenntnis mehr. Was dieses Thema gerade jetzt wieder so inter­es­sant macht, sind tief­grei­fende Verän­de­rungen, aus denen sich für Afrika und die afri­ka­ni­sche Zivil­ge­sell­schaft große Heraus­for­de­rungen ergeben: Bevöl­ke­rungs­wachstum, Migra­tion, Digi­ta­li­sie­rung.

Vier Trends der euro­pä­isch-afri­ka­ni­schen Part­ner­schaft

Das sind Verän­de­rungen, die einen großen Einfluss auf das gesell­schaft­liche Dasein in Afrika haben und neue Fragen und Heraus­for­de­rungen aufwerfen. Verän­de­rungen, die es erfor­dern, einen stär­keren Blick­winkel darauf zu lenken, wie die Politik beider Partner mehr zu einer nach­hal­tigen Entwick­lung beitragen kann.

Ein Trend, der sich in der poli­ti­schen Debatte um die Zusam­men­ar­beit zwischen Europa und Afrika zeigt, fokus­siert sich stark auf wirt­schafts­för­dernde Maßnahmen, die Inves­ti­tionen und den Handel stärken sollen. Im G20 Compact with Africa haben sich Deutsch­land und einige afri­ka­ni­sche Staaten zusam­men­ge­schlossen, um Reformen, die das wirt­schaft­liche Klima verbes­sern sollen, durch­zu­führen.

Auch der Marshall­plan ist darauf ausge­richtet, die Wirt­schaft Afrikas zu deut­lich stärken. Zunächst hören sich diese Ziele sehr gut an. Zumal es insbe­son­dere dafür wichtig ist, Arbeits­plätze zu schaffen und die Zahl von Arbeits­losen zu mini­mieren. Auch sind diese Ziele in keinerlei Hinsicht falsch – Sie müssen aber kritisch hinter­fragt werden.

Denn…

…mit der Annahme, dass wirt­schaft­liche Inves­ti­tionen zu mehr Arbeits­wachstum führen und dass das wiederum einen Anstieg der Arbeits­plätze vorher­sagt, wodurch auto­ma­tisch die Zahl der Migranten sinkt, wird eine sehr einfache Sicht­weise vertreten.

…Inves­ti­tionen finan­zi­eller Mittel prophe­zeien nicht unbe­dingt das Entstehen von mehr Arbeits­plätzen. Ebenso führt ein Wirt­schafts­wachstum in Afrika nicht zwangs­läufig dazu, mehr Inves­toren und Inves­to­rinnen anzu­werben. Sowohl auf der afri­ka­ni­schen als auch der deut­schen Seite hat der G20 Compact with Africa unter anderem diese Erwar­tung geweckt. Und die Frage ist, ob sich diese Erwar­tung erfüllen lässt.

…der starke Fokus auf wirt­schafts­för­dernde Inves­ti­tionen berück­sich­tigt nicht die Frage danach, welche Inves­ti­tionen wozu getä­tigt werden sollen.

Ein Blick in die Zukunft

Ein weiterer Trend, der in der Koope­ra­tion zwischen Europa und Afrika zu beob­achten ist, stellt das Migra­ti­ons­ma­nage­ment dar, welches darauf ausge­richtet ist, die Migra­tion afri­ka­nisch-stäm­miger Bürger nach Europa zu redu­zieren. Außerdem rückt die Aufgabe, Demo­kratie und Menschen­rechte in Afrika zu unter­stützen, immer mehr in den Hinter­grund. Der vierte Trend bezieht sich auf die Agenda 2030 für nach­hal­tige Entwick­lung. Diese Agenda besitzt zwei­fels­ohne großes Poten­tial, welches sich bisher aber noch nicht voll entfalten konnte. Auf der einen Seite, hat jeder dieser Trends seine Hürden, aber ebenso seine großen Chancen.

Der Impuls­vor­trag von Chris­tine Hacke­nesch endet mit einem Blick in die Zukunft: Wie kann die EU in ihrer Bezie­hung zu Afrika weiter voran­schreiten, sodass eine nach­hal­tige Entwick­lung möglich ist? Ein wich­tiger Punkt ist das Ziel, nach­haltig zu wirt­schaften und so Klima­e­mis­sionen zu redu­zieren, da sich daraus auch Entwick­lungs­chancen für die afri­ka­ni­sche Gesell­schaft ergeben können. Ein weiteres Ziel sollte darin bestehen, sowohl Wirt­schaft als auch Bildung, Demo­kratie und Menschen­rechte Afrika gemeinsam zu fördern. Auf diese Weise kann sich eine Basis für eine gute Lebens­grund­lage und nach­hal­tige Entwick­lung bilden.


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