Endlich mehr Rede­zeit für Männer!

Datum
11. Mai 2019
Autor*in
Leonie Ziem
Redaktion
politikorange
Thema
#JPT19
MÄNNER 2.0

MÄNNER 2.0

Foto: Jugendpresse Deutschland/Christopher Folz

Die Podi­ums­dis­kus­sionen der Jugend­po­li­tik­tage 2019 werden von Männern domi­niert. Ein Kommentar zu der Pflicht, Frauen zu Wort kommen zu lassen.

MÄNNER

Suchspiel: Finde die Frau im ersten Forum. Foto: Christopher Folz

Es ist schon wieder passiert: Männer über­nehmen die Runde. In der ersten Reihe geht eine Hand in die Luft. Über­ra­schung, es ist ein junger Mann. Er ist Teil­neh­mender der Jugend­po­li­tik­tage, die beim Haut­bahnhof Berlin statt­finden. Der junge Mann sitzt in dem Zelt am Washing­ton­platz, das gerade eng genug ist, um notge­drungen mit den anderen Teil­neh­menden zu kuscheln und sich dafür nicht zu schämen. Die Bundes­ju­gend­mi­nis­terin Fran­ziska Giffey (SPD) hat zu einer Frage­runde einge­laden. Warum er denn in der ersten Reihe sitze, will Giffey von dem jungen Mann wissen. Heiße er Michael oder Thomas? Einige der Teil­neh­menden lachen. Giffey erklärt, dass die Vorstände deut­scher Unter­nehmen zu 94 Prozent aus Männern bestehen. Alleine die beiden Namen Thomas und Michael finde man in Vorständen häufiger als Frauen insge­samt.

Zu viele Männer auf dem Podium?

Der junge Mann in der ersten Reihe heißt anders, das Thema Gleich­be­rech­ti­gung wird benannt, alles ist gut. Zumin­dest kurz. Im ersten Themen­forum der Jugend­po­li­tik­tage 2019 ist Parität unge­fähr genauso beliebt wie der Begriff alte weiße Männer“: Von manchen thema­ti­siert, von vielen belä­chelt. Auf der chat­wall, die während der Veran­stal­tung an den Fern­se­hern neben dem Podium mitläuft, können Teil­neh­mende direkt über ihr Handy Kommen­tare abgeben. Bitte eine Frau nach vorne. Das tut ja im Auge weh!!“ schreibt jemand. Sobald alte, weiße Männer anfangen, mir die Welt zu erklären, werde ich sehr müde“, eine andere. Am Ende des Tages haben sich ähnliche Kommen­tare ange­sam­melt, die die Abwe­sen­heit von Frauen kriti­sieren. https://​twitter​.com/​h​i​e​r​_​i​s​t​_​a​l​e​x​/​s​t​a​t​u​s​/​1126784596882927618

Zu wenige Frauen in Führungs­po­si­tionen?

Im zweiten Forum sind drei von vier Podi­ums­gästen männ­lich. Auf mehr als eine Frau kommen nur wenige der Foren. Ist das einfach der Neben­ef­fekt davon, dass die wich­tigen Jobs immer noch größ­ten­teils von Männern besetzt sind? Gibt es da draußen einfach keine Frauen, die genauso kompe­tent sind, dass man sie zu einem Podium einladen könnte? Wohl kaum. Für Geschlech­ter­ge­rech­tig­keit zu sorgen ist keine süße Fleiß­ar­beit. Es ist viel­mehr eine Pflicht, Frauen zu Wort kommen zu lassen. Diese Pflicht, für ein ausge­wo­genes Podium zu sorgen, gilt primär für die Veran­stal­te­rinnen und Veran­stalter. Zumin­dest sofern sie die vorhan­denen Macht­ver­hält­nisse nicht repro­du­zieren wollen. Wer sich nicht aktiv für die Sicht­bar­keit von Frauen einsetzt, setzt sich auto­ma­tisch dagegen ein. Punkt!

Gleich­gül­tig­keit bei der Vertei­lung von Podi­ums­plätzen führt nämlich nicht zu einer Bühne, die Menschen unab­hängig von ihrem Geschlecht beur­teilt. Gleich­gül­tig­keit bei der Vertei­lung von Podi­ums­plätzen führt zu einer Bühne für etablierte Macht­ver­hält­nisse.


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