Einmal Sprach­rohr der Jugend sein

Datum
10. Juni 2019
Autor*in
Dominik Glandorf
Redaktion
politikorange
Thema
#JPT19
05-11-2019-JPT19-Christopher Folz-79

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Foto: Jugendpresse Deutschland/Christopher Folz

Wer ist eigent­lich das Sprach­rohr der Jugend? Nikolas Kara­ni­kolas vertritt sie zumin­dest gemeinsam mit Jose­phine Hebling als Jugend­de­le­gierter auf der UN-Gene­ral­ver­samm­lung 2019. Dominik Glan­dorf wollte mehr darüber erfahren und sprach mit Nikolas.

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Foto: Jugendpresse Deutschland / Christopher Folz

poli­ti­ko­range: Schön, dass du dir Zeit für das Inter­view genommen hast, Nikolas. Du bist UN-Jugend­de­le­gierter. Wann und wie bist du dazu gekommen? Nikolas: Einmal vorweg: Die offi­zi­elle Bezeich­nung lautet Jugend­de­le­gierter zur UN-Gene­ral­ver­samm­lung“. Wir kürzen es aber gerne mit UN-Jugend­de­le­gierter“ ab. Ich hatte mich bereits 2017 für 2018 beworben und war in der ersten Runde heraus­ge­flogen. Ich habe mich 2018 noch einmal beworben und wurde es dann tatsäch­lich. Im Dezember kommt dafür meis­tens eine Ausschrei­bung der beiden Träger, dem Deut­schen Bundes­ju­gend­ring und dem Deut­schen Natio­nal­ko­mitee für inter­na­tio­nale Jugend­ar­beit. Es folgt ein drei­mo­na­tiges, drei­stu­figes Auswahl­ver­fahren. Danach wird man in dieses Amt geschupst. Dieses Amt bedeutet eine Stimme der Jugend bei Gene­ral­ver­samm­lung der Vereinten Nationen zu sein. Im Grunde reisen wir dafür durch Deutsch­land, von Norden nach Süden, von den großen zu den kleinen Städten und versu­chen den Zeit­geist der Jugend einzu­fangen: Was sind die Forde­rungen der Jugend? Was möchte sie? Was bewegt sie? Und das reprä­sen­tieren wir dann in New York als Teil der deut­schen Dele­ga­tion in einer Rede vor der Gene­ral­ver­samm­lung. Wir beraten die Dele­ga­tion zur Welt­ju­gend­re­so­lu­tion. poli­ti­ko­range: Was genau ist die Welt­ju­gend­re­so­lu­tion? Nikolas: Dafür haben sich die 193 Staaten der Vereinten Nationen zusam­men­getan und sich gefragt, was sie tun müssen, um der Jugend gute Möglich­keiten zu geben: Möglich­keiten zur Teil­habe, wie wir sie gerade bei den Jugend­po­li­tik­tagen haben, Möglich­keiten, ein gutes Leben zu haben, einen Job zu finden. Die Jugend­re­so­lu­tion ist dabei das regel­mä­ßige Update. poli­ti­ko­range: Wie reagiert dein Umfeld auf dein Mandat? Wie gehen deine Familie und deine Freunde damit um? Nikolas: Ich habe ein Umfeld, das nur teil­weise poli­ti­siert ist, da ich eher aus dem struk­tu­rell diskri­mi­nierten Bereich komme. Ich bin Schei­dungs­kind, habe zwei Geschwister und Migra­ti­ons­hin­ter­grund. Es kommt aber gar nicht darauf an, was mein Umfeld möchte. Wir haben uns den Fokus gesetzt, zu struk­tu­rell diskri­mi­nierten Jugend­li­chen zu gehen, zu denen, die häufig nicht von der Politik gehört werden, und zu fragen, was sie wollen. Uns ist es nicht wichtig zu der zwölften Poli­tik­wis­sen­schaften-Gruppe an der Univer­sität zu gehen und zum zwölften Mal die gleiche Forde­rung zu hören, sondern denen eine Stimme geben, die noch nicht die Möglich­keit dazu hatten. poli­ti­ko­range: Wo unter­scheidet sich denn die Meinung der struk­tu­rell Diskri­mi­nierten am stärksten von der der Poli­tik­wis­sen­schaften? Nikolas: Teil­weise muss ich erstmal noch dafür abwarten. Wir hatten jetzt unseren ersten Work­shop und es ging haupt­säch­lich um Umwelt, ein Problem, das alle jungen Menschen in Deutsch­land berührt. Ich glaube ein großes Thema wird sein, wie ich mitbe­stimmen und als Teil dieser Gesell­schaft gesehen werden kann. Ich kann es aus meiner Perspek­tive sagen: Diskri­mi­nie­rung ist ein großes Thema, auf das auch einge­gangen wird. Wir sind sehr gespannt, was dieses Jahr heraus­kommen wird. poli­ti­ko­range: Wenn du nicht aus dem klas­si­schen Akade­miker-Umfeld stammst: Wo kommt dann deine Moti­va­tion her, dein Amt zu bekleiden? Nikolas: Mir wurden die Werte nahe­ge­legt, die Gesell­schaft mitge­stalten zu wollen. Es gibt in Deutsch­land und inter­na­tional so viele Orte, an denen es nicht gut zugeht, dass Nicht-Handeln keine Option für mich war. poli­ti­ko­range: Glaubst du, dass die Heran­ge­hens­weise der Jugend­Po­li­tik­Tage nach­haltig etwas verän­dert oder denkst du, dass die UN-Jugend­de­le­ga­tion einen effek­ti­veren Weg dazu darstellt? Nikolas: Ich glaube nicht, dass wir zwischen Wegen wählen sollten. Das eine ist ein natio­naler Prozess, das andere ein inter­na­tio­naler. Ich hoffe und wünsche mir sehr, dass die Bundes­re­gie­rung ernst nimmt, was die Jugend­li­chen hier machen. Es wurde heute gesagt, es müsse stärker gefor­dert werden. Ich sehe das anders. Die Jugend hat ihre Forde­rungen und die Politik sollte endlich handeln. Mein großer Wunsch an die Bundes­re­gie­rung wäre, die Forde­rungen endlich ernst zu nehmen. poli­ti­ko­range: Wir haben Bewe­gungen wie Fridays for Future. Wie ist dein Eindruck des Inter­esses von Jugend­li­chen an Politik? Nikolas: Da möchte ich gerne Umgangs­sprache benutzen. Ich würde es als Bull­shit bezeichnen, dass die Jugend nicht poli­tisch aktiv ist. Das wird uns sehr häufig von erwach­senen Menschen gesagt. Irgend­wann wird es a la Self-Fulfil­ling-Prophecy wahr. Auch kleine Dinge, für die wir uns einsetzen, sind unglaub­lich poli­tisch. Hinter allem verbirgt sich etwas. Selbst wenn ich mich für Natur oder Natur­schutz inter­es­siere, steckt da Klima­po­litik hinter. Wir müssen der Jugend sagen: Es ist wichtig, was ihr macht, es ist Politik dahinter und es nicht totreden, dass es Politik sei, denn das ist in meinen Augen nicht wahr. poli­ti­ko­range: Vielen Dank für das Inter­view. Du kannst über folgende Kanäle Kontakt mit den UN-Jugend­de­le­gierten aufnehmen: Face­book: www​.face​book​.com/​j​u​g​e​n​d​d​e​l​e​g​ierte Insta­gram: www​.insta​gram​.com/​j​u​g​e​n​d​d​e​l​e​g​ierte E‑Mail: nikolas@​jugenddelegierte.​de und josephine@​jugenddelegierte.​de

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