Die Macht der Worte – manchmal tut sie weh

Datum
29. Juni 2015
Autor*in
Sebastian Stachorra
Redaktion
politikorange
Thema
#change agents 2015
MachtDerWorte1_Quadrat

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Worte können wohltun oder wehtun. Das rich­tige Wort im rich­tigen Moment kann unsere Sicht auf die Welt verän­dern. Auch in der Entwick­lungs­zu­sam­men­ar­beit spielen Worte eine wich­tige Rolle, wir selbst haben den ersten Beitrag zum Wochen­ende Part­ner­schaft statt Paten­schaft“ genannt. Aber nicht immer bedeuten Worte das, was sie sugge­rieren.

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In welche Richtung dreht sich die Hand? Ein (noch) harmloser Perspektivwechsel (Foto: Sebastian Stachorra)

Ich werde euch enttäu­schen“, verspricht Lawrence Oduro-Sarpong. Sein inter­ak­tiver Impuls­work­shop heißt Von Tromm­lern und Helfern – Die Macht der Worte“. In einer Stunde zeigt er, wie Worte verste­cken, was sie eigent­lich bedeuten. Und behan­delt die Teilnehmer*innen dabei nicht gerade zimper­lich. Das beginnt schon bei dem Wort Enttäu­schung. Was bedeutet das Wort? Ein Teil­nehmer sagt, mit der Person, die ihn enttäuscht würde er nichts zu tun haben wollen. Eine Teil­neh­merin versucht einen anderen Zugang: Das Wort ist ja zusam­men­ge­setzt. Ent-täuschung. Also das Aufde­cken einer Täuschung.“ Oduro-Sarpong fragt nach: Und ist das etwas Schlechtes?“ – Nein, das ist etwas Gutes.“ – Also“, richtet sich Oduro-Sarpong an den ersten Teil­nehmer, hast du dich für eine Seite entschieden. Du woll­test das Wort negativ verstehen.“

Die Ausein­an­der­set­zung mit dem eigenen Denken geschieht konfron­tativ

In verschie­denen Übungen – mal im Plenum, mal in Klein­gruppen – hinter­fragen die Teilnehmer*innen verschie­dene Begriffe. Dabei stehen gerade auch die Worte im Fokus, die sie selbst zur Beschrei­bung ihrer Projekte benutzen. „ Part­ner­schaft‘ verschleiert ein unglei­ches Spiel­feld“ ist eine These, zu der sie Stel­lung beziehen sollen. Es geht um Refle­xion der eigenen, zum Teil unbe­wussten Einstel­lungen. Das scheint zu funk­tio­nieren. Eine Teil­neh­merin sagt begeis­tert, der Work­shop sei inspi­rie­rend gewesen. Ich habe über die Begriffe vorher nicht so nach­ge­dacht, wie in den Übungen im Work­shop.“ Eine andere Teil­neh­merin fühlte sich weniger wohl: Der Work­shop hat mich mit zu vielen Gedanken zurück­ge­lassen. Ich hätte lieber noch länger über das Thema gespro­chen.“ Lawrence Oduro-Sarpong betont, dass diese Irri­ta­tion wichtig sei. Man muss sich erstmal posi­tio­nieren, um sich dann dabei zu ertappen, dass man es auch anders sehen kann.“

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Die Schüler*innen sollen Begriffe hinterfragen, die sie selbst verwenden (Foto: Tim Lüddemann)

Nicht alle trauen es sich zu, der Konfron­ta­tion stand­zu­halten

Es braucht Mut, eine Posi­tion einzu­nehmen. Die offene Konfron­ta­tion hat einige der Teilnehmer*innen entmu­tigt, sich zu Wort zu melden. Ich hatte manchmal Schiss etwas zu sagen, weil er immer nach­ge­fragt hat. Dadurch habe ich mein Selbst­be­wusst­sein verloren“, gesteht jemand nach dem Work­shop. Das lässt sich zwar auch als weiteren Beweis dafür sehen, welche Macht von Worten – in diesem Falle denen des Work­shop­lei­ters – ausgeht. Um zu dieser Wahr­neh­mung zu gelangen, ist ein ganzes Stück Reflek­ti­ons­ar­beit notwendig. Ob die Schüler*innen, die emotional betroffen sind, sich soweit von ihren Gefühlen distan­zieren können, wird sich zeigen – in den Worten, die sie ab jetzt wählen, um ihre Projekte zu beschreiben.


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