Bezirk unter der Lupe: PANKOW

Datum
25. Juni 2017
Autor*in
Redaktion
politikorange
Thema
#Jugendforum Stadtentwicklung 2017
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Der bevöl­ke­rungs­reichste Bezirk von Berlin boomt vor Einwoh­nern und Einwoh­ne­rinnen und hat ein riesiges Problem mit Platz­mangel. Lea Keßler und Marcel Kupfer haben sich das gemeinsam mit den Teil­neh­menden des Jugend­fo­rums Stadt­ent­wick­lung genauer ange­schaut.

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Bei der Exkursion besichtigten die Teilnehmenden z.B. ein Denkmal des Genossen Lenin. Leider hat er am Sockel ein wenig Farbe abbekommen. Foto: Laura Lubahn

Wie viel Platz dem bevöl­ke­rungs­reichsten Bezirk Berlins in einigen Jahren fehlen wird, lässt sich aber nicht ganz genau vorher­sagen. Denn die Prognosen, die zum Zuzug an Bewoh­ne­rinnen und Bewoh­nern in den letzten Jahren erstellt worden waren, immer weit über­troffen wurden. Aktuell geht die Senats­ver­wal­tung für Stadt­ent­wick­lung und Umwelt von einem Anstieg der gesamten Bevöl­ke­rung der Haupt­stadt um 7,5 Prozent bis 2030 aus. Um eine Eska­la­tion der Situa­tion zu vermeiden, sollen nun 1.500 neue Wohnungen im Stadt­teil Prenz­lauer Berg geschaffen werden. Dadurch würden aller­dings zahl­reiche Park­mög­lich­keiten entfallen und eine zentrale Straße verlegt werden müssen. Verständ­li­cher­weise treten deshalb bei der Planung Konflikte zwischen betrof­fenen Bürge­rinnen und Bürgern Pankows und der Kommu­nal­ver­wal­tung auf. Um sich von dem Sach­ver­halt einen näheren Eindruck verschaffen zu können, besu­chen die Teil­neh­menden des 11. Jugend­fo­rums Stadt­ent­wick­lung einen Gebäu­de­kom­plex aus den 70er Jahren an der Hanns-Eisler-Straße. Sie werden fach­kundig begleitet vom Ausschuss­vor­sit­zenden der Bezirks­ver­ord­ne­ten­ver­samm­lung Mike Szidat (SPD), seiner Stell­ver­tre­terin Frau Dr. Cordelia Koch (Bündnis 90/​Die Grünen) und einem Archi­tekten und sach­kun­digen Bürger, Jonas Dimter (Bündnis 90/​Die Grünen). Der Entfall von Park­plätzen stellt die vorwie­gend älteren Anwohner vor enorme Probleme, da diese häufig nicht auf ein Fahrrad oder den ÖPNV auswei­chen können oder wollen. Dr. Cordelia Koch (Grüne) gab zu bedenken, dass es sehr schwierig sei, Bürge­rinnen und Bürger aus ihren alten Gewohn­heiten zu reißen. Ein Lösungs­an­satz zur Erhal­tung der Park­plätze sind so genannte Park­pa­letten“. Diese könnten im Innenhof plat­ziert werden. Ihnen müssten einige, dort wach­sende Pflanzen weichen, was auch zu einem Einbüßen von Lebens­qua­lität führen könne. Da Berlin chro­nisch pleite ist und sich totsparen muss, sind während der letzten Jahre vor allem im Bereich der sozialen Infra­struktur gravie­rende Defi­zite entstanden“, erklärt Mike Szidat (SPD). Diese sollen nun behoben werden und mit in den groß­flä­chigen Bebau­ungs­plan einfließen, sodass auch das unmit­tel­bare Umfeld bereits bestehender Wohn­haus­kom­plexe erneuert würde. Die neuen Gebäude erscheinen zwischen den alten Genos­sen­schafts­bauten sonst wie Ufos“, begrün­dete auch die Orga­ni­sa­torin des Jugend­fo­rums Stadt­ent­wick­lung, Almuth Tharan vom Unab­hän­gigen Institut für Umwelt­fragen. Die Erar­bei­tung eines passenden Wohn‑, Park­platz- und Klima­kon­zeptes wird mindes­tens bis Anfang 2018 andauern, da viele unter­schied­liche Inter­essen beachtet werden müssen. Inte­grativ sollte das Stadt­kon­zept auch sein, weil dies die Voraus­set­zung für eine erfolg­reiche Akqui­rie­rung von Förder­gel­dern ist.

Wohnungsbau ist teuer

Die Grünen wollen Bauen. Grund hierfür ist die güns­tige Verkehrs­an­bin­dung. An den Orten, wo sowieso schon Hoch­häuser stehen, können auch noch ein paar mehr entstehen, hieß es von Dr. Cordelia Koch. Aller­dings spre­chen auch Gründe dagegen, am meisten die Proble­matik teurer Wohn­raum“. Hoch­häuser bauen ist teuer. Außerdem müssen die aus DDR-Zeiten bestehenden Häuser reno­viert werden, da aufgrund geringer Mieten kein Kapital vorhanden war, die Immo­bilie instand zu halten.

Eine intel­li­gente Bauweise der Häuser ist auch ein wich­tiger Planungs­faktor. Vorbild­lich sind hierfür die Häuser in Pankow, welche über mehrere Hinter­höfe verfügen. So ist eine Viel­zahl an Wohnungen auf engem Raum unter ange­nehmen Bedin­gungen gegeben.

Außerdem müssen drin­gend Schulen geschaffen werden. Gerade vor 15 Jahren musste man Schulen verkaufen, da ein Über­schuss vorhanden war und heute fehlt es regel­recht an Schul­plätzen. Der Spazier­gang geht weiter durch den Thäl­mann-Park, wo vor allem sechs-geschos­sige Gebäude vorzu­finden sind.

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Der besuchte Ort in der Nähe der Hanns-Eisler-Straße ist geprägt von vielen Wohnblöcken, die zur der DDR-Zeit errichtet wurden. Foto: Laura Lubahn

Was den Teil­neh­menden als Erstes auffällt und in der Runde kriti­siert wird, sind die Graf­fitis. Sie machen weder vor Park­bänken, noch vor Wohn­häu­sern halt.

Ein Haus für die Nach­bar­schaft

Am Berliner Helm­holtz­platz mode­riert Frau Doro­thea Carl (Mitglied des Förder­ver­eins Helm­holtz­platz e.V.) und gibt der Gruppe Einblicke in die Tätig­keiten des Vereins.

Sie berichtet von den aktu­ellen Umständen am Helm­holtz­platz, unter anderem auch von den auftre­tenden Problemen. Darunter zählt der Aufent­halt von alko­hol­süch­tigen Menschen vor Ort. Diesen beob­achtet sie über mehrere Jahr­zehnte.

Ihr Verein betreibt ein Haus, das von Bewoh­ne­rinnen und Bewoh­nern des Kiezes gemein­schaft­lich genutzt werden kann. Die Mitglieder nennen es Nach­bar­schafts­haus“. Es war zunächst nach dem Bau im Jahr 1956 ein Toilet­ten­haus, das von den Alko­hol­süch­tigen in Anspruch genommen wurde. Im Laufe der Zeit, nach einer Phase, in der das Haus leer stand, wurde daraus das heutige Nach­bar­schafts­haus. Viele enga­gierte Zuge­zo­gene unter­stützen das Vorhaben des Vereines, dies als soziale Einrich­tung zu betreiben.

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Dorothea Carl erklärt der Gruppe Interessantes zum Zusammenleben am Helmholtzplatz. Foto: Laura Lubahn

Zudem wissen viele Menschen nicht, ob es sich hierbei wirk­lich um eine öffent­liche Fläche handelt, die gemein­schaft­lich genutzt wird.

Frau Yamina Berul (seit 2010 im Vorstand) teilt den Teil­neh­menden aber mit, dass dieses Problem sich geän­dert habe. Ihr Haus wird zuneh­mend als offen für alle“ gestal­tete Begeg­nungs­stätte wahr­ge­nommen. Doro­thea Carl hofft zukünftig auf Unter­stüt­zung von Jugend­li­chen, die sich ehren­amt­lich in den Verein einbringen.


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