Was wollen junge Menschen in und von der Groß­stadt?

Datum
25. Juni 2017
Autor*in
Lea Keßler
Redaktion
politikorange
Thema
#Jugendforum Stadtentwicklung 2017
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Wofür können Dach­flä­chen genutzt werden? Brau­chen wir in Zukunft über­haupt noch Biblio­theken? Diese und weitere Fragen stellen sich die Teil­neh­menden des Work­shops zu Bedürf­nissen Jugend­li­cher in der Groß­stadt. Lea Keßler hat mitge­schrieben.

Foto - Workshop

In kleineren Gruppen werden kreative Ideen gesammelt und diskutiert. Foto: Laura Lubahn

Anna von Bernegg vom Urban Cata­lyst Studio leitet den Work­shop zum Thema Grund­be­dürf­nisse, Durch­schnitts-und Traum­aus­stat­tung einer Groß­stadt und betont dabei die Notwen­dig­keit umzu­denken: Neubau ist häufig nicht ziel­füh­rend, eher sollte die Chance genutzt werden, bereits bestehende Räume umzu­funk­tio­nieren oder neu zu erfinden. In ihrem Eingangs­state­ment zeigt sie anhand von sehr konkreten Beispielen, wie dies gelingen kann und welche Arten von Brach­flä­chen­nut­zung in der Stadt vorstellbar sind. Einer dieser Orte ist der Mellow­park Berlin, welcher sich von einer Ansamm­lung selbst­ge­bauter Rampen auf einer Wiese zum größten Skate- und BMX-Park Europas entwi­ckelte. Denn die Jugend­li­chen bekamen nach einem Umzug in einen anderen Berliner Stadt­teil von der Landes­re­gie­rung eine größere Fläche zur Nutzung. Die Gestal­tung des neuen Geländes stellte die jungen Menschen vor die große Heraus­for­de­rung, die Inter­essen vieler unter­schied­li­cher Gruppen unter einen Hut zu bringen. Die Anwohner und Anwoh­ne­rinnen wünschen sich natür­lich, dass es ruhig in der Nach­bar­schaft zugeht, die Auto­fahrer und Auto­fah­re­rinnen vermissen ihre Park­plätze auf der Brache, während die Skate­rinnen und Skater von der Errich­tung eines Olympia-Stand­ortes träumen. Durch ein hohes Maß an Eigen­in­itia­tive, finan­zi­elle Unter­stüt­zung durch Firmen und eine ausge­prägte Kultur des Machens“ entsteht schließ­lich ein einzig­ar­tiges Gelände, welches von stän­digem Wandel und gemein­schaft­li­cher Zusam­men­ar­beit geprägt ist. Was passiert aber, wenn keine ange­mes­sene Brach­fläche für ein Projekt gefunden werden kann? Die Gruppe Platz.Projekt.“ in Hannover findet einen Park­platz im dezen­tral gele­genen Indus­trie­ge­biet. Sie zeigt dadurch auch, dass im Stadt­zen­trum ein Mangel an Frei­raum besteht. Auf dem Areal entsteht eine Mini-Stadt. Diese besteht aus kleinen, in ausge­dienten Fracht­con­tai­nern ange­sie­delten Start-Ups und lebt von der Unfer­tig­keit des Projektes. Letz­teres ist laut Bernegg äußerst wichtig, da sich das Projekt dadurch mit den teil­neh­menden Personen weiter­ent­wi­ckeln kann. Ein weiterer zentraler Aspekt der gemein­samen Raum­nut­zung sei die Möglich­keit, vonein­ander zu lernen. Jemand weiß viel­leicht, wie man Rohre verlegt, ein Anderer kennt sich mit dem Schrei­ner­hand­werk aus und bringt es seinen Mitmen­schen bei.

Die Jugend­li­chen denken frei und quer

Städte sollten sich aus Sicht der Jugend­li­chen an die Digi­ta­li­sie­rung des Alltags anpassen. Dazu gehören auch Biblio­theken. Damit sie weiter bestehen können und für die Bürge­rinnen und Bürger von Nutzen sind, sollten sie mit WLAN ausge­stattet sein und beispiels­weise auch Grup­pen­räume für gemein­schaft­li­ches Arbeiten zur Verfü­gung stellen. Allge­mein sei es in der digi­ta­li­sierten Welt notwendig, dass im öffent­li­chen Raum Internet und Aufla­dungs­mög­lich­keiten für mobile Endge­räte entstehen.

Zum Ausruhen und Erholen wünschen die Teil­neh­menden sich mehr Sitz­ge­le­gen­heiten und Grün­flä­chen, welche in der engen Stadt beispiels­weise auch auf Dächern entstehen können. Gleich­zeitig kann von dort die groß­städ­ti­sche Aussicht genossen werden.

Des Weiteren entsteht der Wunsch nach der Bereit­stel­lung von Brach­flä­chen ohne Zweck und Nutzen, in denen junge Menschen kreativ expe­ri­men­tieren möchten: Jugend­liche benö­tigen unbe­dingt Frei­räume in ihrer Groß­stadt, welche sie selbst beein­flussen können, um sich auszu­pro­bieren und austoben zu können“, sagt Myriel Mathez.

Auch wenn über Details äußerst heftig debat­tiert wird, sind sich die Jugend­li­chen in einem Punkt einig: Ohne Gestal­tungs­frei­räume in der Groß­stadt können junge Menschen sich nicht ausrei­chend entfalten.


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