Wie tief Alltagsrassismus in den Strukturen der Gesellschaft verwurzelt ist, zeigt der Film „Ich gehe immer leise“, der auf der Eine-Welt-Konferenz ausgestrahlt wurde. Unsere Autorin Evindar Gürel beschäftigte sich mit der Frage, wie man dem entgegen wirken kann.
Serge Palasie beim Workshop auf der Eine Welt Konferenz. / Foto: Konstantin Baur
„Wir müssen weiterreden, solange es Wörter gibt“
„Wir müssen weiterreden, solange es Wörter gibt“, sagt Dr. Mai-Anh Boger, Expertin zu den Themen Diskriminierung, Rassismus und Migration, zum Ende des Films. Damit meint sie, dass man kontinuierlich Aufklärungsarbeit in Schulen und Vereinen leisten sollte, um mit Stereotypen zu brechen. Das könne zum Beispiel durch die Abbildung schwarzer Kinder in Schul- oder Kinderbüchern erreicht werden. Boger sagt, dass Kinder schon in der frühen Erziehung auf Alltagsrassismus vorbereitet werden sollten, weil sie in der jetzigen Gesellschaft schnell mit Vorurteilen und Rassismus in Kontakt kämen.
Nach dem Film setzt der Referent des Eine Welt Netz Serge Palasie in seinen Impulsvortrag das Thema Alltagsrassismus in historischen und soziologischen Kontext. Ähnlich wie Peter-Brandt er geht davon aus, dass moderner Rassismus ein Konstrukt ist, das sich mit der Zeit in gesellschaftlichen Struktur fixierte. Mit Beispielen aus der Geschichte, wie jene des Königs Mansa Musa, der im 14. Jahrhundert als reichster Mann seiner Zeit galt, verdeutlicht er, dass das Bild von Afrika sich erst in den letzten fünf Jahrhunderten änderte. Dies kam mit dem transatlantischen Dreieckshandel, also dem Warenhandel zwischen Europa, Afrika und Amerika und dem Sklavenhandel zustande. Der Kontinent wurde durch den Dreieckshandel und die Kolonialzeit systematisch ausgebeutet. Diese Zeiten änderten das Bild von Afrika nachhaltig und verstärken noch heute den Rassismus gegen Menschen afrikanischer Abstammung.
Große Herausforderungen
„Wir müssen uns von der Idee eines ethnisch homogenen Nationalstaaten verabschieden eine neue Anerkennungs- und Erinnerungskultur schaffen, die Vielfalt großschreibt“, schlägt Serge Palasie vor, um diese Umstände zu ändern. Das sind große Herausforderungen, derer sich Politik und Zivilgesellschaft in Zukunft annehmen müssen.
