AfD-Mann Rott­mann: Kritik an der Lebens­weise der eigenen Vorsit­zenden

Datum
12. März 2019
Autor*in
Delia Maria Bauer
Redaktion
politikorange
Thema
#EPjugendforum 2019
AFD 3

AFD 3

Daniel Rott­mann ist einer von 18 Männern in der AfD-Frak­tion im Landtag Baden-Würt­tem­berg, in der es nur zwei Frauen gibt. Delia Maria Bauer sprach mit ihm Quoten­re­ge­lungen, Gesell­schaft und seinen Ideen zu Europa. 

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politikorange-Redakteurin Delia hinterfragte die Positionen von Daniel Rottmann kritisch. Foto: Niklas Thoms

Die AfD will das EEG abschaffen. Dann wird aber weiterhin Gas- und Kohle­kraft genutzt. Wie wird dann das Klima auf längere Sicht geschützt? Wie will die AFD das Klima schützen?

Die Frage ist, wie ein Ener­giemix funk­tio­nieren kann. Da haben wir mehrere Themen­punkte. Wenn wir in Deutsch­land die Kern­kraft­werke abschalten und den Strom in Teilen aus Frank­reich beziehen, wo er in Kern­kraft­werken produ­ziert wird, ist das unlo­gisch. Ein anderer Punkt ist die Wind­energie. Die ist grund­sätz­lich sinn­voll, aber nicht unbe­dingt an allen Stellen nötig. Wenn in Baden-Würt­tem­berg ganze Berg­kuppen abge­holzt und zube­to­niert werden, da muss man sich fragen: Macht das Sinn? Natür­lich ist es sinn­voll, Ener­gie­formen die das Land voran­bringen, die auch nach­haltig sind bis zu einem gewissen Maß, finan­ziell auch besser zu stellen. Die Frage ist aber, ob das EEG wie es jetzt statt­findet, wirk­lich sinn­voll ist. Da sie auch gerade für die Endver­brau­cher eine sehr hohe Belas­tung darstellen und es mitt­ler­weile sehr viele Haus­halte gibt, bei denen der Strom abge­stellt wird. Wir sind deshalb dafür, dass man einen gewissen Ener­giemix erhält und bei der Umstel­lung prüft, dass man es nicht über das Knie bricht wie 2011 nach Fuku­shima. Wir sollten also eine gesunde Mischung wählen und nicht über­stürzt handeln.

Groß­bri­tan­nien tritt aktuell aus der EU aus. Unter­stützt Ihre Partei so etwas auch für Deutsch­land?

In unserem Programm der AfD fordern wir nicht den unmit­tel­baren Austritt aus der EU, weil die Handels­be­zie­hungen auch ein wich­tiger Punkt sind. Wir sehen aber die EU in der jetzigen Form absolut kritisch. Es muss sehr viele Reformen geben. Wir setzen uns stark dafür ein und es wäre sicher­lich auch der letzte Schritt, zu sagen: Wenn Reformen nicht greifen, dann sollte auch Deutsch­land austreten.

Wie sehen denn Ihre Vorschläge für Reformen aus?

Abbau von Büro­kratie, Abbau von dem großen Verwal­tungs­ap­parat und Subsi­dia­rität. Was kann auf natio­naler oder auch auf Bundes­län­der­ebene gere­gelt werden? Es ist teil­weise erschre­ckend, wie viel auf EU-Ebene beschlossen wird. Selbst hier hat der Bundestag oder der Landtag oft keine Möglich­keit in irgend­einer Weise mitzu­spre­chen.

Würde dies im Umkehr­schluss bedeuten, dass was Sie hier im Landtag bespre­chen keine Rele­vanz für die Kommune hat? Den die Kommune auch sagen kann: Was die Instanz über uns entscheidet, inter­es­siert uns nicht, wir wollen da noch stärker mitreden.“

Man muss manchmal fragen, was auf welcher Ebene zu regeln ist. Manches ist sinn­voll, wenn es die Kommune selbst regelt. Aber auch da gibt es Zweck­ver­bände, in denen mehrere Kommunen zusammen arbeiten. Da macht es Sinn, einiges auf Land­kreis­ebene zu machen. Bei manchen Sachen ist es sinn­voll, es auf EU-Ebene zu machen.

Was erzählen Sie den Schü­le­rinnen und Schü­lern beim #EPju­gend­forum, warum die EU wichtig ist und welche Vorteile sie bringt?

Ich bin mir manchmal nicht sicher, wie viele Vorteile die EU bringt. Aber man hat dadurch auch gewisse Ebenen auf denen Dinge gere­gelt werden, die man nicht bei jeden Einzel­fall neu aushan­deln muss. So kritisch wie wir auch den Euro und dieses Gefälle von zu starken und schwa­chen Ländern sehen – eine komplette Abschaf­fung wäre wiederum proble­ma­tisch. Beim Umwelt­schutz macht es Sinn, manche Sachen abzu­glei­chen.

Leis­tungs­feind­liche Geschlech­ter­quoten sollen abge­schafft werden, laut Ihrem Stand­punkt. Treibt das die Diskri­mi­nie­rung von Frauen voran? Sie haben beispiels­weise auch nur zwei Frauen in Ihrer Frak­tion – wären die auch für eine Abschaf­fung?

Wir sind grund­sätz­lich gegen Quoten, weil wir der Meinung sind, dass sich die Leute auf Grund ihrer Quali­fi­ka­tion durch­setzen sollen und nicht auf Grund des Geschlechts. Sicher­lich müssen wir schauen, wo Aufstiegs­mög­lich­keiten für Frauen verbes­sert werden können. Da ist sicher­lich ein Mangel in unserem Land. Aber Quoten sind aus unserer Sicht nicht der rich­tige Weg.

Ist es bei Ihnen Thema in der Frak­tion denn ein Thema, wie man mehr Frauen gewinnen kann? Das Verhältnis bei Ihnen steht derzeit 18:2.

Bei uns spielt momentan eher noch das Lager­denken eine Rolle – nach dem Motto welcher Gruppe der Partei diese Abge­ord­neten ange­hören. Das ist eher wich­tiger als die beruf­li­chen Hinter­gründe oder das Geschlecht.

Bleiben wir beim Thema Frauen und Selbst­be­stim­mung: Würde ein Frau in der Gesell­schaft nach Ansicht der AfD noch akzep­tiert werden, wenn sie abtreibt? Laut ihrem Programm, werden Abtrei­bungen nicht geför­dert.

Zum einen ist das eine persön­liche Entschei­dung, die man oft im kleinen Kreis hält. Das ist dann auch erstmal der Platz, wo es in erster Linie hin gehört. Folgendes: Das Ziel soll nicht sein, Frauen zu verur­teilen, die abge­trieben haben. Es geht uns darum, zu verhin­dern, dass Kinder abge­trieben werden und zu schauen, was dafür getan werden kann, damit das Leben der unge­bo­renen Kinder erhalten werden kann. Da ist ein Aspekt, zu über­legen, wie man Gesetze verschärft, aber es geht nicht darum, die Frauen die abge­trieben haben, im Nach­hinein zu verur­teilen. Ich glaube, für viele ist das keine leichte Entschei­dung und vielen geht das ein Leben lang nach und beschäf­tigt das. Uns geht es um den Schutz des unge­bo­renen Kindes. Wir wollen Frauen nicht verur­teilen, die es durch­führen lassen. Werbung finde ich hingegen schon proble­ma­tisch. Manchmal entsteht der Eindruck, es wäre nur ein Zell­klumpen‘. Manchmal ist die Bedeu­tung eines mensch­li­chen Lebens unter­schätzt. Wenn man bedenkt, wie bei der Kröten­wan­de­rung die Tiere geschützt werden. Ein Drittel der mensch­li­chen Kinder werden abge­trieben, das finde ich erschre­ckend in einem Land, das eigent­lich gut da steht. Da müssen wir etwas ändern. Ein Mittel wäre viel­leicht auch, früher über Verhü­tungs­mittel aufzu­klären.

Das ist eine gute Über­lei­tung, denn Aufklä­rung und Früh­sexua­lität ist ein wich­tiges Thema. In ihrem Programm, wollen sie die aber aus Bildungs­in­sti­tu­tionen verbannen. Wie soll die Aufklä­rung dann geschehen?

Ich selbst war Buch­händler und habe Bücher gesehen, die für Kinder­gar­ten­kinder super geeignet sind. Sexu­al­kun­de­un­ter­richt macht auf jeden Fall Sinn, die Frage ist aber ab wann. Bei uns war das ab der sechsten Klasse der Fall. Sicher­lich muss man da das ein oder andere auch etwas früher anspre­chen. Die Frage ist halt, ob man sämt­liche sexu­elle Spiel­arten da erklären muss. Es ist schon ein Thema, wo auch Eltern ein größeres Mitspra­che­recht haben sollten. Ich finde es grund­sätz­lich richtig, dass Aufklä­rung von den Eltern passiert, ein gewisses Maß kann auch über die Schule geschehen. Ich denke, es ist gut, wenn man den Eltern die Chance gibt, es vorher zu machen.

Warum wird in der AfD die Homo­se­xua­lität nicht befür­wortet?

Wir leben in einem Land, indem jeder leben kann, wie er will. Aber wir sind gegen eine Gleich­stel­lung von homo­se­xu­ellen Part­ner­schaften als Ehe, weil wir der Meinung sind, dass die Ehe für Mann und Frau vorbe­halten ist, so wie es auch ursprüng­lich im Grund­ge­setz veran­kert war. Denn Fami­lien sind eine wich­tige Keim­zelle des Lebens, in der Kinder entstehen. Ganz bewusst wollen wir andere Part­ner­schaften der Ehe nicht gleich­stellen. Doch die gibt es durchaus. Auch unsere Vorsit­zende [Anm. d. Red.: Alice Weidel] im Bundestag lebt in einer gleich­ge­schlecht­li­chen Part­ner­schaft mit Kindern.

Ist das nicht ein Wider­spruch inner­halb Ihrer Partei?

Schon span­nend! Da gab es auch unter­schied­liche Diskus­sionen, nämlich was als Familie gilt und was nicht. Ich fand es zum Beispiel kritisch, wie Alice Weidel für ihre Bezie­hung mit ihren Kindern den Begriff Familie verwendet hat. Denn für mich ist eine Familie: Vater, Mutter, Kind. Die Frage ist, dehnt man den Begriff aus? Oder findet man alter­na­tive Begriffe? das war in der AfD nicht unum­stritten und hat sie auch Stimmen gekostet, als sie für den Landes­vor­stand kandi­dieren wollte und sicher­lich auch ein Grund, warum nicht alle mit ihr glück­lich sind. Ich gehörte auch zu den Kriti­kern. Ich schätze ihre Arbeit im Bundestag sehr, aber das ist für mich auch ein Thema, wo ich sie lange Zeit sehr kritisch gesehen haben.


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