Wieviel wiegt meine Stimme?

Datum
18. April 2019
Autor*in
Kristina Vasilevskaja
Redaktion
politikorange
Thema
#WozuEU 2019
Artikel_Kristina_FM

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Wählen gehen, ja gern, aber wir möchten auch mitent­scheiden. Bei der Euro­pa­wahl wird betont, dass jede und jeder mit seiner Stimme die poli­ti­sche Rich­tung vorgibt und damit den Kurs der EU beein­flusst, aber ist dem wirk­lich so, fragt sich Kris­tina Vasi­levs­kaja.

Am 26. Mai wählen alle, die etwas bewirken wollen und geben ihre Stimme einer Partei, die dann mit ihren bereits ausge­wählten Kandi­daten und Kandi­da­tinnen in das EU-Parla­ment einzieht. In der EU haben wir das Privileg, ein so wich­tiges Organ wählen zu können, denn das Parla­ment ist sowohl für die Gesetz­ge­bung verant­wort­lich, als auch für das Prüfen anderer Organe. Kinder und Jugend­liche sollen schon von klein auf poli­tisch gebildet werden und verstehen, was es bedeutet an Wahlen teil­zu­nehmen. Das Projekt U18-Wahl setzt sich für die symbo­li­sche Wahl von Menschen unter 18 Jahren ein und ermög­licht ihnen somit, eine Meinung zu wich­tigen poli­ti­schen Entschei­dungen abzu­geben: Die Wirkung dieses Wahl­er­geb­nisses soll breite Aufmerk­sam­keit erhalten und den Poli­ti­kern und Poli­ti­ke­rinnen vor Augen geführt werden, deshalb gibt es zu jeder Wahl eine Sendung mit einigen von ihnen auf ALEX TV“, erzählt Katha­rina Wengen­roth, Vorsit­zende von U18. Auch zur U18-Euro­pa­wahl am 17. Mai dürfen diese ihre Meinung äußern und das viel­leicht sogar mit mehr Betei­li­gung als 2014, wo die Anzahl bei 37.000 Kindern lag. Das Projekt wächst mit jedem Jahr und somit auch das Ansehen der Stimmen in der Politik. Da kann man nur hoffen, dass das Ergebnis auch von den erwach­senen Wähle­rinnen und Wählern wahr­ge­nommen wird“, wünscht sich Kata­rina Wengen­roth. Inter­esse von Jugend­li­chen an Politik Junge Menschen inter­es­sieren sich angeb­lich nicht für poli­ti­sche Entschei­dungen und seien vergli­chen zu den über 50-Jährigen eher faul, was das Wählen betrifft. Laut einer Umfrage von Verena Töpper auf Spiegel Online haben rund 49% der Erst­wähler Inter­esse an Politik, dennoch sind die Zahlen der jungen Wähler und Wähle­rinnen in den letzten Jahren zurückgegangen.Politik scheint für ältere Gene­ra­tionen gemacht, weshalb der Eindruck entsteht, der Einfluss der Jugend schwinde. Jedoch ist der Anteil wahl­be­rech­tigter junger Menschen viel geringer als der der Älteren. Allein deshalb könne man behaupten, junge Meinungen sind unter­re­prä­sen­tiert. Wenn man sich nicht gehört fühlt, dann ist es nur verständ­lich, gar nicht erst seine Stimme abgeben zu wollen. Das unter­stützt den Teufels­kreis, sodass jugend­re­le­vante Themen immer weniger behan­delt werden. Viele greifen dann lieber zum Demo-Schild und gehen auf die Straße. Akti­vismus statt Wählen Die wöchent­li­chen Fridays for Future-Demos zeigen, dass tausende junge Menschen ihre poli­ti­sche Meinung durch Akti­vismus zum Ausdruck bringen. Warum dann noch wählen gehen? Wenn Demons­tra­tionen in der Politik wahr­ge­nommen werden, dann ist es wie ein Schlag und trifft viel härter als eine Wahl. Die Euro­pa­be­auf­tragte des Bezirks­amts Mitte von Berlin, Marina Mantay, sieht darin eine Möglich­keit, neben der Wahl­be­tei­li­gung seinen Stand­punkt zu äußern. Dafür empfiehlt auch Nicht-Regie­rungs­or­ga­ni­sa­tionen wie beispiels­weise Polis 180 und der Jungen Euro­päi­schen Bewe­gung (JEB), die sich insbe­son­dere mit euro­pa­re­le­vanten Themen ausein­an­der­setzen und poli­ti­sches Verständnis bei jungen Menschen fördern möchten. Dort kann man mit Gleich­ge­sinnten dieselben Ziele verfolgen. Bedeu­tung der Euro­pa­wahl Bei der Euro­pa­wahl wird die Anzahl der Partei­sitze bestimmt und damit deren Gewich­tung im Parla­ment. Konkrete Entschei­dungen werden dadurch nicht getroffen. Damit müssen wir uns als Wähler und Wähle­rinnen zufrieden geben und den Abge­ord­neten Vertrauen schenken. Die Poli­tiker und Poli­ti­ke­rinnen werden zwischen den Wahlen auf zahl­rei­chen Veran­stal­tungen zur Rede gestellt, anschei­nend jedoch nicht genug: Als Gesell­schaft sind wir auch dafür verant­wort­lich, dass Verspre­chen einge­halten werden und die Poli­tiker und Poli­ti­ke­rinnen dafür zur Rede gestellt werden“, meint Mantay. Wich­tiger sei, bei Wahlen daran zu denken, dass man als kleiner Teil eine grobe Rich­tung vorgebe und sich nicht enthalten könne: Allein die Wahl­be­tei­li­gung stärkt schon die Demo­kratie und durch die Masse an Menschen, die gemeinsam ein Ziel verfolgen und sich vereinen, kann die Stimme sehr stark werden“, erklärt Mantay. Sie ist auch der Meinung, dass es nicht viel Aufwand bedarf, durch die Wahl poli­tisch aktiv zu werden: Man kann man stolz darauf sein, seine Stimme abge­geben zu haben. Darüber hinaus ist es wichtig, sich auszu­tau­schen und ein poli­ti­sches Bewusst­sein zu entwi­ckeln.“ Austausch scheint also von enormer Bedeu­tung, nicht nur in der Familie und mit Gleich­ge­sinnten, sondern auch zwischen jungen Menschen und Poli­ti­kern und Poli­ti­ke­rinnen. Wählen ist wichtig und bestimmt die poli­ti­sche Rich­tung, Akti­vismus kann aber weit darüber hinaus­gehen.

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