Wahl­kampf oder Wahl der Eissorte?

Datum
13. Oktober 2023
Autor*in
Emma Krieg
Redaktion
politikorange
Thema
#LTWBY
Winkel_emma

Winkel_emma

poli­ti­ko­range-Redak­teurin Emma schreibt über den Lieb­lings Influencer der Bayern.

politikorange-Redak­teurin Emma schreibt über den Lieb­lings-Influencer der Bayern .

Ein Swipe nach dem anderen. Von TikTok-Tänzen, über Get ready with mes“ und Videos, von denen ich selbst nicht verstehe, wie der Algo­rithmus sie zu mir gespült hat, ist alles so weit wie immer. Dann sehe ich ein neues Gesicht vor mir auf dem Bild­schirm, das das geplante Insta Live“ ankün­digt. Wobei, ganz neu ist mir der Mitt­fünf­ziger mit dem ergrauten Haar und dem leicht verknif­fenen Gesichts­aus­druck nicht.  

Markus Söders Insta­gram-Profil zieren nicht etwa wie bei den Spit­zen­kan­di­daten der SPD, der Grünen oder der FDP über­wie­gend poli­ti­sche Beiträge. Nein, Söder zeichnet ein sehr nahbares Bild von sich. Er beschreibt sich auf seinem Account unter anderem als Radfahrer“, Hunde­freund“ und als Fußball-Club­berer“. Seine Posts spre­chen eine ähnliche Sprache. Söder mit Star-Trek-Tasse, Söder auf dem Rad oder mit seinem Hund, Söder beim Fasching, Söder mit Lebku­chen­herz. Letz­teres findet sogar unter dem #söde­risst eine ganz eigene Art, dem CSU-Poli­tiker Aufsehen zu verschaffen.  

Neben dieser Version steht gerade im bayri­schen Land­tags­wahl­kampf eine andere Seite vom Hobby­schul­weg­helfer im Fokus. Markus Söder ist nicht ohne Grund Partei­vor­sit­zender der Partei, die für ein starkes Bayern“ wirbt. Er posi­tio­niert sich dabei eindeutig zu Themen wie Migra­tion und Gendern, gibt sich konser­vativ und lässt eine scheinbar starke Persön­lich­keit durch­bli­cken. Den Poli­tiker Markus Söder zu charak­te­ri­sieren ist ange­sichts seiner Ambi­va­lenz also gar nicht so einfach.  

Pola­ri­sie­rend, das ist Söders Person aber auf alle Fälle. Johannes Winkel, der Bundes­vor­sit­zende der Jungen Union, unter­stützte Söder und die CSU im dies­jäh­rigen Wahl­kampf. Er lässt im Inter­view erahnen, dass genau hinter dieser Eigen­schaft eine vom Team durch­dachte Stra­tegie steckt. Politik ist zu einem gewissen Grad auch immer Insze­nie­rung. Man muss immer die rich­tige Balance zwischen Insze­nie­rung und Ernst­haf­tig­keit finden. Aber ich finde, das schafft er ganz gut“, kommen­tiert Winkel das Verhalten des amtie­renden Minis­ter­prä­si­denten.  

Was erhofft sich die CSU jedoch von dieser Insze­nie­rung? Will sich die poli­ti­sche Mitte von ihrer zuneh­mend an Wähler*innen gewin­nenden Konkur­renz abheben? Sich neu profi­lieren? Oder hofft sie, auf der Pola­ri­sie­rungs­welle radi­ka­lerer Parteien mitt­reiben zu können, um damit ein neues Hoch zu erleben? Wie sich Markus Söder in den Sozialen Medien darstellt, scheint ihm und der CSU vorerst nicht zu schaden. Anecken tut man als Poli­tiker, jeden­falls dann, wenn man die Realität betrachtet, immer. Und da darf man auch nicht vor zurück­schre­cken“, meint Johannes Winkel. Und das wird auch Markus Söder weiter. Ob in Persona oder per persön­li­chem Gruß­video im Internet. 

Winkel blickt einen Tag vor der Land­tags­wahl wohl­wol­lend auf die Wahl­kampf­pe­riode zurück und wirkt zuver­sicht­lich: Ich wüsste jetzt jeden­falls nicht, wo ich sagen würde: Lieber Markus, da muss aber mal mehr kommen.“ 

Die CSU ist mit ihrer Wahl­kampf­stra­tegie und Söders Darstel­lung schluss­end­lich erfolg­reich aus der Land­tags­wahl hervor­ge­gangen. Sein aufge­bautes Image – wie echt auch immer – bleibt bestehen und mit ihm sicher auch nach dem vergan­genen Wahl­kampf die Videos in meinem Feed. 

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