Übri­gens… Schre­ber­garten 2.0

Datum
31. August 2014
Autor*in
Lisa Pausch
Redaktion
politikorange
Thema
#Jugendforum Stadtentwicklung 2014
Urban Gardening in Offenbach

Urban Gardening in Offenbach

Urban Gardening Offenbach
Foto: Spiegelneuronen, flickr.com

Garten

Gemeinschaftsgarten im freiLand Potsdam Foto: Dustin Sattler

In den guten alten Zeiten pflegte das gute alte Ehepaar sein schnu­cke­liges Stadt­rand­idyll. Der Schre­ber­garten machte im 20. Jahr­hun­dert Karriere, ein deut­scher Traum mit Garten­zwerg und Gieß­kanne, benannt nach dem Leip­ziger Arzt Moritz Schreber. Nach seinem Tod 1864 wurde zu dessen Ehre zunächst eine Turn- und Spiel­wiese in Leipzig als Schre­ber­platz benannt. An deren Rand wurden schließ­lich kleine Gärten für Fami­lien ange­legt, später bekannt als Schre­ber­gärten: Das Para­dies ist nebenan.

Urban…was?

Heute spricht alle Welt von Urban Gardenig. Der moderne Garten­ma­cher soll die Städte revo­lu­tio­nieren. Ist das der Schre­ber­garten 2.0? Die Defi­ni­tion im Duden schafft Abhilfe. Der Schre­ber­garten sei Teil einer Garten­ko­lonie am Stadt­rand“, wohin­gegen sich das Urban Gardening-Konzept auf die Innen­städte beziehe. Dort werden kleine Flächen ertrag­brin­gend von einer Gemein­schaft bewirt­schaftet. Teilen ist das neue Haben.

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Anleitung zum Selbermachen Foto: Dustin Sattler

Viel deutet darauf hin, dass ein Trend zum städ­ti­schen Zusam­men­wohnen auf engstem Raum gehe. Inmitten der Straßen, Häuser und Menschen kommt die Sehn­sucht nach dem Ursprüng­li­chen wieder auf. Die Idee des Gartens als privater Rück­zugsort ist veraltet, Urban Gardening bedeutet Mitein­ander. Brach­flä­chen und Dächer werden von Anwoh­nern zusammen bepflanzt, gepflegt und der Ertrag gemein­schaft­lich geerntet. Die Anlagen sind fest instal­liert oder mobil. Der Prin­zes­sin­nen­garten in Berlin zum Beispiel: Hier wird die Fläche jähr­lich von der Stadt ange­mietet. Um jeder­zeit umziehen zu können, befinden sich die Pflanzen in Kisten, Säcken und Tetra Paks. Zusammen mit den Pflanzen wachsen die Ideale der Aktivsten: Ein bewusst ökolo­gisch kontrol­liertes und nach­hal­tiges Bebauen setzt ein, Zeichen gegen die konven­tio­nelle Massen­pro­duk­tion von Lebens­mit­teln.

Kork­fuß­bett­s­an­dalen und Baum­woll­beutel

Das ist gleich­zeitig ein poli­ti­sches State­ment der jungen urbanen Avant­garde, so nennt sie die Sozio­login Dr. Christa Müller in einem Inter­view zu ihrem Buch Urban Gardening:

Man expe­ri­men­tiert mit Zukunfts­themen: neue Wohl­stands­mo­delle, Stadt­öko­logie, Teil­habe, inter­kul­tu­relle Begeg­nung und sinn­volle Beschäf­ti­gung in der Post­wachs­tums­ge­sell­schaft. In jedem Fall geht es um nahräum­liche Lebens­qua­lität. Durch diese neuen Praxen wird sich unser Verständnis von Stadt grund­le­gend wandeln.“

Werden wir die Spießer von morgen, mit Kork­fuß­bett­s­an­dalen und Baum­woll­beutel? Von wegen spießig“ titelt DIE ZEIT und sieht die tren­digen Kisten und Klein­beete als die neuen Zufluchts­orte für junge Städter“. Die Menschen wollen sich entfalten und setzen dabei auf Parks und Co. Mit zwölf Prozent Grün­flä­chen­an­teil ist Hannover Deutsch­lands Spit­zen­reiter. Kopen­hagen darf sich 2014 die grüne Haupt­stadt Europas nennen. Mit solchen Titeln schmü­cken Städte sich heut­zu­tage gerne, denn Grün­sein von Städten ist ein Zeichen von Lebens­qua­lität.

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Garten im Handschuhformat. Foto: Diamond Geezer, flickr.com

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