Macht euch und anderen bewusst, dass man Sorgen niemals lösen kann, indem man andere ausgrenzt.”

Datum
07. Juni 2018
Autor*in
Lisa-Marie Werner
Redaktion
politikorange
Thema
#IWgR 2018
Max Lucks, Foto Erik Marquardt

Max Lucks, Foto Erik Marquardt

In der print-Ausgabe der politikorange zum Thema Rassismus findet ihr kurze Inter­views mit Vertre­te­rinnen und Vertre­tern der Jugend­or­ga­ni­sa­tionen der Parteien. Hier auf dem Blog gibt es ausführ­li­chere Antworten.

Was sind die Probleme unserer Zeit?

Ich finde es gut, dass ihr nach den Problemen“ und nicht nach dem einen Problem“ fragt. Es gibt eine Menge von Heraus­for­de­rungen in unserer Zeit. Etwa die indus­tri­elle Entwick­lung – was machen wir poli­tisch aus Globa­li­sie­rung und Digi­ta­li­sie­rung? – oder der Kultur­kampf zwischen Menschen­rechten und Rechts­extremen.

Welche Rolle spielt Iden­tität für Dich?

Wenn ihr 100 Sozi­al­wis­sen­schaftler nach einer Defi­ni­tion für Iden­tität fragt, bekommt ihr 100 verschie­dene Antworten mit 250 Wider­sprü­chen. Ich glaube, dass Iden­tität etwas sehr Indi­vi­du­elles ist. Es geht hier um die Fragen: Womit iden­ti­fi­ziere ich mich? Mit wem fühle ich mich verbunden? Aber weil Iden­tität etwas so Indi­vi­du­elles ist, sollte die Politik da nicht rein­reden und den Menschen eine Leit­kultur oder Ähnli­ches aufzwingen. Statt­dessen geht es doch darum, wie konkrete poli­ti­sche Antworten gefunden werden. Wer bei der Tafel ansteht, braucht eine Lösung und keine Iden­ti­täts­vor­gaben.

Wie entsteht Rassismus?

Rassismus hat viele Ursa­chen. Eine Ursache ist es sicher, wenn Grup­pen­iden­ti­täten gegen­ein­ander ausge­spielt werden. Wenn ein Wir“ erzeugt wird und das gegen ein Ihr“ ausge­spielt wird, dann trägt das zu Rassismus bei. Genau das versu­chen ja die Rechten zurzeit. Sie sagen: Wenn ihr an der Tafel ansteht, dann sind die Ausländer daran schuld. Dabei sind gar nicht die Ausländer schuld, sondern eine Politik, die den Sozi­al­staat immer weiter abge­baut hat. Rassismus spaltet und gibt Schein­lö­sungen. Ernst­hafte poli­ti­sche Antworten gibt es nur ohne Rassismus, doch diese Antworten müssen wir dann auch geben!

Was tut Deine Jugend­or­ga­ni­sa­tion gegen Rassismus?

Wir enga­gieren uns, wir gehen auf Demos, in die Bünd­nisse und dorthin, wo es weh tut. Erika Stein­bach würde uns wahr­schein­lich dem Antifa e.V.“ zurechnen (lacht). Aber wir entlarven eben auch rechte Argu­men­ta­ti­ons­stra­te­gien: Wir wollen zeigen, dass es nur spal­tende Schein­lö­sungen sind, die von den Rechten ange­boten werden. Und wir wollen die echten poli­ti­schen Lösungen bieten. Eine echte poli­ti­sche Lösung ist es nämlich nicht, dem Rechts­ruck hinter­her­zu­laufen. Genau das tut die große Koali­tion mit einem Heimat­mi­nister Seehofer und weiteren Verschär­fungen des Asyl­rechts. Wir stellen uns dem entgegen!

Was willst Du unseren Lese­rinnen und Lesern zum Thema Iden­tität und Rassismus noch mitgeben?

Steht gegen Rassismus auf, wo er euch begegnet. Lasst der Ausgren­zung von anderen keinen Platz und zeigt den Menschen in der Kneipe, in der Uni, in der Schule oder wo auch immer, dass ihr es nicht hinnehmt, wen Wir“ gegen Ihr“ ausge­spielt wird. Und zeigt, dass man von den Rechten keine poli­ti­schen Antworten erwarten kann. Macht euch und anderen bewusst, dass man Sorgen niemals lösen kann, indem man andere ausgrenzt.

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