Lander: Wir müssen wieder rebel­li­scher werden“

Datum
04. September 2018
Autor*in
Elisa Peehs
Redaktion
politikorange
Thema
#EPjugendforum 2019
Dennis Lander

Dennis Lander

po-Redakteurin Elisa Peehs im Gespräch mit dem Abgeordneten Dennis Lander. Foto: Michelle Grebe

Wenn Dennis Lander als Poli­tiker für Die Linke im Landtag des Saar­landes sitzt, gehört er zu den jungen Abge­ord­neten. Mit gerade eimal 24 Jahren kennt er sich deshalb beson­ders gut mit jungen Themen aus. Elisa Peehs hat mit ihm über seine Arbeit und die aktu­elle poli­ti­sche Situa­tion gespro­chen. 

Dennis Lander mit po-Redakteurin Elisa Peehs.

Dennis Lander (Die Linke) vor dem Interview im Plenarsaal mit po-Redakteurin Elisa Peehs.                                                                                                                                   Foto: Michelle Grebe

Guten Tag Herr Lander. Oftmals wünscht sich die Jugend etwas von der Politik. Ich wollte Sie zu Beginn fragen, was Sie sich von der Jugend wünschen oder welche Forde­rung Sie an die Jugend haben ?

Gene­rell finde ich, dass die Jugend von Heute infor­mierter ist und sich viel mehr betei­ligt, als ich das ursprüng­lich erwartet hätte. Wenn hier Schü­ler­gruppen zu Besuch kommen, wie beispiels­weise bei Podi­ums­dis­kus­sionen hier im Landtag und im Anschluss mit den Frak­tionen reden, sind Schüler meis­tens super darauf vorbe­reitet. Sie haben Zeitungs­ar­tikel dabei und sind zum Beispiel auch über die AfD gut infor­miert. Das muss man erst mal zur Kenntnis nehmen und sagen, dass es sehr gut ist. Nichts­des­to­trotz muss das Inter­esse für Demo­kratie gestärkt werden. Die jungen Leute müssen sich enga­gieren. Das fängt schon in poli­ti­schen Verein an, in dem man die ersten demo­kra­ti­schen Struk­turen kennen lernt. Und so sollte dann das demo­kra­ti­sche Denken und Handeln verin­ner­licht werden.

Sie sind erst seit 2015 in der Politik tätig und mit 24 der jüngste Abge­ord­nete. Ich wollte wissen, ob Sie schon mal auf Probleme gestoßen sind, zum Beispiel durch diesen Alters­un­ter­schied?

Am Anfang hatte ich schon befürchtet, nicht richtig ernst genommen zu werden, aber das ist im saar­län­di­schen Landtag nicht so. Mit den anderen Parteien ist alles eher kolle­gial – abge­sehen von der AfD. Bis jetzt hatte ich nicht das Gefühl, dass meine Stand­punkte nicht ernst genommen werden. Manchmal gibt es den ein oder anderen hämi­schen Kommentar, aber dies erfolgt eher außer­halb des Parla­ments. Bisher hatte ich in der Hinsicht noch keine Probleme.

Die Gesamt­be­völ­ke­rung beschwert sich oft oder ist unzu­frieden, aber trotzdem wollen sich die meisten nicht poli­tisch enga­gieren und lassen ihren Frust auf anderen Wegen freien Lauf – wie beispiels­weise in Internet-Foren. Woran liegt es Ihrer Meinung nach, dass Politik immer unbe­liebter wird und über die Jahre hinweg ein so negativ besetztes Wort geworden ist?

Wir hatten um 2011 herum eine Phase, in der Politik gene­rell unin­ter­es­sant geworden ist und man von einer gewissen Poli­tik­ver­dros­sen­heit gespro­chen hat: Ich denke aber, dass mit der AfD diese Verdros­sen­heit zurück­ge­gangen ist und die Leute wieder viel mehr Inter­esse zeigen – zum Einen. Zu dem Anderen, wie diese Unzu­frie­den­heit entsteht: Ich denke, dass hat sehr viel mit der Sozi­al­po­litik zu tun. Wenn die Menschen Angst haben, ihren sozialen Status zu verlieren oder ein sozialer Abstieg droht, weil beispiels­weise die Renten, die zu niedrig sind oder viele von der Alters­armut bedroht sind, sammelt sich viel Frust an. Kommen dann noch Ereig­nisse hinzu wie zum Beispiel die Flücht­lings­krise, führt das schnell zu einer Debatte nach dem Motto Die nehmen mir was weg“, obwohl das gar nicht stimmt. Die Rentner und Rent­ne­rinnen haben vor der Flücht­lings­krise auch nicht mehr Geld in der Tasche gehabt, aber trotzdem entsteht diese Meinung. Dagegen kann man nur vorgehen durch eine bessere soziale Politik, indem man die Renten sicherer gestaltet oder höheren Mindest­lohn zahlt, so dass man später nicht mehr von dieser Alters­armut betroffen ist.

Wie ist Ihre Meinung zu den aktu­ellen Gescheh­nissen in Chem­nitz? Was wünschen Sie sich von jungen Leuten, wie sollten diese sich zu dem Thema posi­tio­nieren? Würde es helfen, auf die Straße zu gehen oder sollte man sich am besten raus halten?

Auf die Frage hin, wie sollte sich die Jugend posi­tio­nieren, denke ich, wir müssen in dem Punkt viel rebel­li­scher werden und viel mehr auch wieder auf die Straße gehen. Bei den Vorfällen in Chem­nitz wurden Neonazis mobi­li­siert, die teil­weise aus dem gesamten Bundes­ge­biet kamen. Dadurch hatten wir ein riesiges Gefälle. Es waren mehr rechte Demons­tranten und Demons­tran­tinnen als Vertreter für die Gegen­demo vor Ort. Das ist natür­lich nicht so gut, aber heute findet ein großes Konzert statt, wo unter anderem Kraft­klub, KIZ und die Toten Hosen spielen. Ich denke, dass ist eine sehr gute Aktion, um Menschen zu mobi­li­sieren und auch wichtig für das Image von Sachsen, um zu zeigen: wir sind nicht alle so!

Sie sind Spre­cher in der Kommis­sion für Drogen­po­litik und fordern die Lega­li­sie­rung von Cannabis. Woher denken Sie, rührt die große Unei­nig­keit unter Poli­ti­ke­rInnen und auch der Bevöl­ke­rung in diesem Thema?

Ich denke, in der Drogen­po­litik brau­chen wir allge­mein einen Para­dig­men­wechsel. Momentan über­lassen wir eigent­lich die Märkte krimi­nellen Struk­turen, die unreine Drogen in Umlauf bringen und somit am Ende viel­leicht die Gesund­heit einer Person schä­digen. Wir sind bei Cannabis schon ein wenig weiter als bei anderen Substanzen. Dennoch warten wir auf die Entkri­mi­na­li­sie­rung als ersten Schritt. Weiterhin sind sich alle Parteien einig, dass wir diese Entkri­mi­na­li­sie­rung – zumin­dest bei Cannabis – vornehmen. Momentan wird dies nur von der Union und der AfD blockiert. Aber ich gehe davon aus, dass wir hier eine sehr aufge­klärte Gesell­schaft haben und dass wir eine Ände­rung in den kommenden Jahren erleben werden.


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