Jugend und Flucht – Was junge Menschen bewegt

Datum
10. Mai 2017
Autor*in
Redaktion
politikorange
Thema
#JPT17
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Junge Menschen strömen heraus.

Flucht ist ein Thema, das jeden Menschen betreffen kann – unab­hängig vom Alter. Dabei wird es von jedem anders erlebt. Es ist an der Zeit, Jugend­liche endlich in die mediale und poli­ti­sche Debatte um Flucht einzu­binden.

Seit 1950 wird im aktu­ellen 15. Kinder- und Jugend­be­richt erst­malig die Lebens­si­tua­tion jugend­li­cher Geflüch­teter erwähnt. Chris­tian Lüders, Leiter der Abtei­lung Jugend und Jugend­hilfe beim Deut­schen Jugend­in­stitut, meint dazu lako­nisch, dass es diese Perso­nen­gruppe vorher selbst­ver­ständ­lich bereits gegeben habe. Dass sie nicht thema­ti­siert wurden, liegt an der Tatsache, dass der Faktor Jugend“ in der Debatte um Geflüch­tete außer Acht gelassen wurde“, sagt er. Es sei aber wichtig junge Geflüch­tete separat zu erwähnen, da Flucht und Migra­tion Prozesse seien, die Kinder und Jugend­liche ganz anders beträfen als Erwach­sene.

Während Politik im Allge­meinen von Erwach­senen gestaltet wird, zielen die Jugend­Po­li­tik­Tage 2017 explizit auf die Einbin­dung junger Menschen. Hier können sie mit diversen Entschei­dungs­trä­ge­rinnen und Entschei­dungs­trä­gern, Vertre­te­rinnen und Vertre­tern von Jugend­ver­bänden sowie Poli­ti­ke­rinnen und Poli­ti­kern ins Gespräch kommen und ihre Perspek­tiven präsen­tieren. Schließ­lich gehen junge Menschen eigene Wege, um alltäg­liche Heraus­for­de­rungen zu meis­tern und posi­tive Verän­de­rungen anzu­stoßen. Zwei #JPT17-Teil­nehmer berichten, was sie antreibt und wo sie sich gerade enga­gieren.

Was verstehst du unter Empower­ment?

Geschütze Räume, in denen wir uns über bestimmte Erfah­rungen austau­schen können.“

Foto für Flucht und Migration2_Fotograf Johannes Kolb

Mohammed Jouni setzt sich an vielen Fronten für Geflüchtete ein.                              Foto: Johannes Kolb

Der einund­drei­ßig­jäh­rige Mohammed Jouni ist einer der Gründer von Jugend­liche ohne Grenzen“. Gleich­zeitig studiert er Soziale Arbeit und ist im Vorstand beim Bundes­fach­ver­band unbe­glei­tete minder­jäh­rige Flücht­linge (BUMF) aktiv. Zudem enga­giert er sich als Sozi­al­ar­beiter beim Bera­tungs- und Betreu­ungs­zen­trum für junge Flücht­linge und Migranten (BBZ). Mit seiner Familie kam er 1998 aus dem Libanon nach Berlin. Erst nach sieben Jahren wurde ihr Asyl­an­trag ange­nommen. Während dieser Zeit suchte er mit anderen Jugend­li­chen nach Wegen, sich dem soge­nannten Status der Duldung“ zu wider­setzen. So kamen sie auf die Idee, Jugend­liche ohne Grenzen“ zu gründen: Seit zwölf Jahren machen wir poli­ti­sche Bildungs­ar­beit, Empower­ment und jähr­liche Konfe­renzen, die bundes­weit statt­finden“. Mohammed ist es beson­ders wichtig, jungen Geflüch­teten zu vermit­teln, dass sie sich mit ihren Schwie­rig­keiten nicht alleine fühlen und dass sie gemeinsam für ein Ziel kämpfen können: Egal zu welchem Geschlecht du dich zuge­hörig fühlst, zu welcher Nation, Reli­gion usw., über ganz viele Grenzen können wir uns trotzdem auf irgendwas einigen. Zum Beispiel stehen wir für das Blei­be­recht ein und das verbindet uns.“

Was moti­viert dich für die Zukunft?

Wenn du ein Ziel hast, musst du dafür kämpfen – egal wie.“

Foto für Flucht und Migration, Fotograf Johannes Kolb

Havera Morina erzählt auf den JugendPolitikTagen von ihren Erfahrungen mit Flucht und Migration. Foto: Johannes Kolb

Havera Morina ist 17 Jahre jung und im Dezember 2014 mit ihrer Familie aus dem Kosovo nach Berlin gekommen. Da der Kosovo nach dem Asyl­ge­setz als sicherer Herkunfts­staat gilt, wurde ihre Familie im Mai 2016 aus Deutsch­land ausge­wiesen. Nur durch Zufall entging sie der Abschie­bung – als ihre Familie von der Polizei abge­holt wurde, war sie nicht zu Hause. Als so genannter unbe­glei­teter minder­jäh­riger Flücht­ling“ hat sich Havera auf die Suche nach einem Anwalt gemacht und Perspek­tiven für ihre Zukunft in Deutsch­land gesucht. Rück­halt bekam sie von den Netz­werken„Jugend­liche ohne Grenzen“ und dem Jugend­thea­ter­büro (auch Theater X) in Berlin, wo sie sich bis heute enga­giert. Gerade hat Havera ihre Prüfung zum Mitt­leren Schul­ab­schluss in Deutsch abge­legt. Ich hoffe, dass ich Mathe­matik studieren kann und Archi­tektin werde“.

Havera kriti­siert, dass oft nur über statt mit Geflüch­teten gespro­chen werde. Wir zeigen, wer Flücht­linge sind. Was können sie machen und warum haben sie Angst, in den Unter­künften zu bleiben? Wir bringen die Realität auf die Bühne.“ Vom 29. Juni bis 1. Juli 2017 plant das Theater X das FESTI­YALLA, ein Berliner Kiez-Festival für verschie­dene künst­le­ri­sche Formen, die Sprache und Volk verbinden.

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