Jeder respek­tiert den anderen“

Datum
05. November 2017
Autor*in
Naseh Qutaisch
Redaktion
politikorange
Thema
#JMT17
Naseh_klein

Naseh_klein

Naseh Quta­isch kommt aus Syrien und hat an der poli­ti­ko­range-Redak­tion bei den Jugend­me­di­en­tagen 2017 teil­ge­nommen. Er berichtet über die kultu­rellen Unter­schiede zwischen Deutsch­land und seinem Heimat­land.

Seit andert­halb Jahren bin ich in Deutsch­land und ich möchte von kultu­rellen Unter­schieden zwischen Syrien und Deutsch­land berichten. Aus meiner Vorstel­lung von Deutsch­land ist jetzt, andert­halb Jahre später etwas ganz anderes gewachsen als ursprüng­lich gedacht: Ein neue Bezie­hung und viele neue Freund­schaften. Wir kommen immer wieder zusammen – egal, ob zum Helfen, privat, bei Feiern, bei Ausflügen. Die in den Medien gerne erwähnte Inte­gra­tion ist bei uns kein großes Thema. Jeder respek­tiert den anderen oder die andere. Weil das aber am besten geht, wenn man einander versteht und ein paar Hinter­gründe kennt, wo genau denn die kultu­rellen Unter­schiede liegen, berichte ich darüber, was Deutsch­land und Syrien unter­scheidet. In Syrien gab es vor dem Krieg mehrere Reli­gi­ons­ge­mein­schaften, die fried­lich mitein­ander umge­gangen sind.

Kein Weih­nachts­fest, aber geschmückte Bäume

Die größte Gruppe waren Muslime und Musli­minnen gefolgt von Chris­tinnen und Christen, Jüdinnen und Juden, Alawi­tinnen und Alawiten, Drusen, Jesi­dinnen und Jesiden. Musli­minnen und Muslimen war erlaubt, in christ­li­chen Kirchen zu beten und umge­kehrt. Im Islam selbst gibt es kein Weih­nachts­fest (Jesus wird als Mensch und Prophet Gottes ange­sehen und nicht als sein Sohn) und entspre­chend auch keine Christ­bäume. Trotzdem gibt es in Syrien an großen öffent­li­chen Plätzen diese geschmückten Bäume. In Deutsch­land gibt’s viele Frauen, die arbeiten zum Beispiel im Super­markt oder als Taxi­fah­re­rinnen und so weiter. In Syrien ist das nicht so. Warum aber arbeiten in Syrien weniger Frauen als in Deutsch­land? Bei der Arbeit wird es (notge­drungen) auch Kontakt mit Männern geben, weil es viele gesell­schaft­liche Normen und Gewohn­heiten gibt. Aber: Im Islam ist es den Frauen nicht unter­sagt, auch mit Männern zu arbeiten – mit der Bedin­gung, einen gewissen Abstand im Umgang an den Tag zu legen. Dazu gehören Begrü­ßungen und Berüh­rungen. In Deutsch­land können sich Männer und Frauen umarmen. In Syrien können Männer sich die Hände schütten oder sich umarmen, ebenso Frauen unter­ein­ander. Nur Berüh­rungen zwischen den Geschlech­tern sind übli­cher­weise nicht gern gesehen. Die deut­sche und syri­sche Kultur haben natür­lich Unter­schiede. Aber letzt­end­lich sind wir alle Menschen. Wenn man einander kennen­lernt und einander zuhört, kann man den anderen verstehen.

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