Ich bin nicht promi­nent. Ich will es auch nicht sein“

Datum
09. März 2018
Autor*in
Marlene Jacobsen
Redaktion
politikorange
Thema
#EWLako18
Marta Benavides

Marta Benavides

© Erik-Holm Langhof
Sie ist Mensch­rechts­ak­ti­vistin, war im Exil und für den Frie­dens­no­bel­preis nomi­niert. Trotzdem redet Marta Bena­vides nicht gerne über sich – über Anderes dagegen schon. Marlene Jacobsen jeden­falls hat viel von der 74-Jährigen erfahren.

Sie ist Mensch­rechts­ak­ti­vistin, war im Exil und für den Frie­dens­no­bel­preis nomi­niert. Trotzdem redet Marta Bena­vides nicht gerne über sich über Anderes dagegen schon. Marlene Jacobsen jeden­falls hat viel von der 74-Jährigen erfahren.

Hat ein bewegtes Leben hinter sich - Marta Benavides. / Foto: Erik-Holm Langhof

Appelliert an die Jugend, sich zu engagieren - Marta Benavides. / Foto: Erik-Holm Langhof

Marta Bena­vides über ihr Leben zu inter­viewen ist gar nicht so leicht. Forget about me!“, sagt die Frau mit den schnee­weißen Haaren und dem leicht latein­ame­ri­ka­ni­schen Akzent. Ein Thema gibt es dann aber doch, über das sie pausenlos reden kann: Frieden.

Geboren wurde Marta Bena­vides 1943 in San Salvador, der Haupt­stadt von El Salvador. Ihre Kind­heit dort war geprägt von großer Armut und der Repres­sion der Mili­tär­dik­tatur. Von 1930 bis 1979 stand der kleine Staat in Zentral­ame­rika unter der Gewalt­herr­schaft von Armee­of­fi­zieren, die die indi­gene Bevöl­ke­rung des Landes nahezu voll­ständig auslöschten.

Trotz der Gewalt, die um sie herum herrschte, hat Bena­vides auch die fried­li­chen Seiten des Lebens kennen­ge­lernt. Ihre Eltern brachten ihr bei, die Natur zu achten und nicht als Eigentum der Menschen wahr­zu­nehmen. Auch heute noch ist spürbar, mit welch großem Respekt Marta Bena­vides ihrem Umfeld begegnet.

Ein Leben für den Frieden

Peace educa­tion“ ist ein Wort, das in einem Gespräch mit ihr häufig fällt. Uner­müd­lich kämpft Bena­vides für Umwelt­schutz und Menschen­rechte. So soll das von ihr gegrün­dete Netz­werk Siglo XXIII23. Jahr­hun­dert, wie man auf Deutsch sagen würde – die Lebens­qua­lität von heutigen und künf­tigen Gene­ra­tionen verbes­sern. Für ihr Enga­ge­ment hat Bena­vides sich einen heiklen Ort ausge­sucht: Haupt­säch­lich wirkt sie in Sons­o­nate, die als eine der gefähr­lichsten Städte El Salva­dors gilt.

Gefahr ist Bena­vides aller­dings gewohnt. Zu Zeiten des Mili­tär­re­gimes wurden Menschen wie sie, die sich für Frieden und Gerech­tig­keit einsetzten, verfolgt. Wer zum Beispiel Arbei­ter­schutz­ge­setze forderte, konnte leicht als Kommu­nist oder Kommu­nistin bezeichnet werden – und das war Grund genug, umge­bracht zu werden. Um diesem Schicksal zu entgehen, lebte Bena­vides während des salva­do­ri­schen Bürger­krieges von 1980 bis 1992 im Exil. Unter anderem von Nica­ragua und Mexiko aus enga­gierte sie sich für den Frie­dens­pro­zess in El Salvador. Sie arbei­tete für eine kirch­liche Entwick­lungs­ein­rich­tung und klärte die Bevöl­ke­rung über die laufenden Verhand­lungen in ihrem Heimat­land auf. Als es dort 1992 tatsäch­lich zu einem Frie­dens­ab­kommen kam, war das noch kein Sieg: Denn die Lebens­um­stände in El Salvador waren für Bena­vides noch lange nicht menschen­würdig.

Die Agenda 2030 als Leit­bild

Frieden, betont die 74-Jährige, gehe über den Verzicht von Gewalt hinaus. Den Rahmen für ein fried­li­ches Zusam­men­leben bilden für sie die nach­hal­tigen Entwick­lungs­ziele der UN, die in der Agenda 2030 stehen. Für Bena­vides steht außer Frage, dass diese Ziele umge­setzt werden müssen: Zurzeit besäßen zehn Menschen genauso viel wie 3,5 Billionen – eine schrei­ende Unge­rech­tig­keit, findet die Frie­dens­ak­ti­vistin.

Aller­dings moti­viert sie jedes Unrecht auf der Welt auch, sich weiter für die Gerech­tig­keit einzu­setzen. Jahre­lang arbei­tete die Akti­vistin für die Vereinten Nationen. 2005 war sie eine von 1000 Frauen, die für den Frie­dens­no­bel­preis nomi­niert waren. Trotzdem ist Bena­vides auf dem Boden geblieben: Ich bin nicht promi­nent, und ich will es auch nicht sein“.

Doch ein biss­chen Promi­nenz schadet ihr eigent­lich nicht: Schließ­lich hat Marta Bena­vides eine Botschaft an alle Jugend­li­chen. Diese sollten sich mit der Agenda 2030 und aktu­ellen Nach­richten auskennen – nur so können sie eine bessere Zukunft gestalten. Die Frie­dens­ak­ti­vistin hat nicht nur das Wohl heutiger Gene­ra­tionen im Blick: Ich will auch, dass unsere Enkel und Urenkel glück­lich sind“. Sich selbst stellt Marta Bena­vides viel­leicht nicht gerne in den Vorder­grund – aber eine Menge zu sagen, das hat sie auf jeden Fall!

Info: Im September 2015 haben alle Mitglieds­staaten der UN die Agenda 2030 für nach­hal­tige Entwick­lung verab­schiedet. Sie besteht aus 17 Zielen („Sustainable Deve­lo­p­ment Goals“), die bis 2030 welt­weit erreicht werden sollen und wirt­schaft­liche, soziale und ökolo­gi­sche Dimen­sionen erfassen. Dazu gehören beispiels­weise nach­hal­tiger Konsum, das Beenden der Armut und Maßnahmen zum Klima­schutz. Die inter­na­tio­nale Staa­ten­ge­mein­schaft will durch die Agenda 2030 Verant­wor­tung für globale Heraus­for­de­rungen über­nehmen.


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