Die Bekämpfung des Klimawandels, stabile Energieversorgung, langfristige Verteidigung, gesicherte Arbeitsplätze – Problemfelder der Generationengerechtigkeit, die wir nicht ausschließlich, aber auch mit Künstlicher Intelligenz lösen können. Mit gemeinsamen europäischen Lösungen und gezielten Regulierungen möchte die Politik den Rahmen für Antworten liefern, die die zukünftigen Generationen dringend benötigen.
Karl und Emil recherchieren für ein Politik-Referat zum Thema „Europäische Verteidigungspolitik“ mit KI. „Ist Schweden NATO-Mitglied?“ Die Antwort darauf: „Nein.“ Angesichts des Beitritts Schwedens zur NATO vor fast zwei Jahren fatal. Erschreckend dabei: In mehr als 50% solcher nachrichtenbezogener Anfragen sind falsche Antworten enthalten, wie die BBC Anfang dieses Jahres feststellte. Gleichzeitig sind die Anwendungsmöglichkeiten so vielfältig, dass man mit KI auf absehbare Zeit die Welt um ein gutes Stück besser machen könnte, aber auch die vielfältigen möglichen Probleme im Auge behalten muss. Stephen Hawking kommentierte dies schon vor einem Jahrzehnt: „KI könnte die beste oder die schlechteste Sache sein, die der Gesellschaft seit der industriellen Revolution passiert ist.“
Das Potential
„Nicht jedes Problem, das wir haben, wird sich am Ende damit lösen lassen”, meint Rebecca Lenhard, Sprecherin für Digitales und Staatsmodernisierung der Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen im Deutschen Bundestag. Gleichzeitig wird klar: „Bei diesen ganzen Entscheidungsunterstützungen sehe ich enormes Potenzial drin.“ Dabei bezieht sie sich insbesondere auf Effizienzsteigerungen in der Bürokratie oder im Energiebereich, um z. B. den Energieverbrauch besser vorherzusagen und die Stromproduktion anpassen zu können. Die so erzielten finanziellen Einsparungen könnten dann wiederum für andere Investitionen, in denen Mittel für mehr Generationengerechtigkeit fehlen, wie die aktuell auf schwachen Beinen stehenden Sozial- und Alterssicherungssysteme, eingesetzt werden. Um dabei die Regulierungen von KI auch für kommende Generationen in ganz Europa resilient zu gestalten, arbeitet der Digitalausschuss an der Umsetzung des EU AI Acts, der genau das ermöglichen soll. Aber nach der Ansicht von Lenhard könne die Regierung dabei auch schneller sein.
Der Wandel
Nicht zu vernachlässigen ist dabei der Wandel auf dem Arbeitsmarkt durch KI. Jobs fallen weg, Jobs kommen hinzu – die Entwicklung ist für viele junge Menschen nicht absehbar. Dr. Carolin Wagner, KI-Expertin der SPD-Fraktion im Ausschuss für Digitales, reagiert auch auf diese Entwicklung: „Wir müssen uns natürlich insgesamt überlegen, wie wir umgehen mit einem Arbeitsmarkt, der im Zweifelsfall immer mehr Tätigkeiten durch KI ersetzt.“ Durch die Automatisierung von Aufgaben werde auch mehr konzentrierte Verantwortung auf menschliche Aufgaben zukommen. Dr. Wagner räumt auch ein, dass die Politik noch zu wenig darüber nachdenke, wie man den Arbeitsmarkt entsprechend ausrichtet und kontrolliert. Sie betont, dass am Ende des Tages unser Sozialwesen auch in den künftigen Generationen weiter über jedermanns verrichtete Arbeit aufrechterhalten werde.
Das Risiko
Doch KI hat nicht nur Auswirkungen auf unsere soziale, sondern auch unsere außenpolitische Zukunft. Ein kontroverser Vorschlag ist beispielsweise der Aufbau einer KI-gestützten Drohnenarmee: Florian Hahn, Staatsminister im Auswärtigen Amt von der CSU, unterstützt die Maßnahme, „um glaubhaft abschreckend zu sein“. Zu einer anderen Einschätzung kommt Dr. Wagner. Sie merkt an, dass man bei risikoreichen Einsatzszenarien ein besonderes Augenmerk auf Fragen der Verantwortung und der Entscheidungsfindung legen muss. Das seien schwierige Fragen, die aktuell noch nicht im Fokus ständen, mit denen sich die junge Generation beschäftigen müsse. Es sei die Aufgabe der Politiker heute, die Weichen für die Entscheidungsträger von morgen zu stellen und ein starkes Demokratieverständnis zu schaffen, das für die zukünftige Lösung dieser Fragen essentiell ist.
Die Zukunft
Doch was ist, wenn KI in Zukunft so stark wird, dass wir sie nicht mehr kontrollieren können? Superintelligenzen, die es noch in diesem Jahrhundert geben kann. Je stärker Künstliche Intelligenz wird, desto schwieriger wird es, sie zu regulieren, bis hin zum dystopischen Szenario, dass die KI uns kontrolliert, nicht mehr andersherum. Dann wird für die zukünftigen Generationen nichts mehr gerecht sein. Dann kommt man auch mit weniger Bürokratie oder einer besseren Verteidigung nicht weit, stellen Karl und Emil fest.
Dieser Beitrag ist im Rahmen des Jugendmedienworkshops im November 2025 entstanden. Das Projekt wird von der Jugendpresse Deutschland, dem Deutschen Bundestag und der Bundeszentrale für politische Bildung organisiert.
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